US-Komiker Disney entfernt Büste von Bill Cosby

Los · Seit Monaten behaupten mehrere Frauen, der US-Komiker habe sie sexuell missbraucht. Nun hat ein Gericht Dokumente veröffentlicht, die den 77-Jährigen schwer belasten.

 Bill Cosbys Büste steht nicht mehr in der "Academy of Television Arts and Sciences Hall of Fame".

Bill Cosbys Büste steht nicht mehr in der "Academy of Television Arts and Sciences Hall of Fame".

Foto: ap

Angeles Es ist ein deutliches Signal in einem mittlerweile lange schwelenden Skandal: Der Disney-Konzern hat eine Büste des US-Komikers Bill Cosby aus der "Academy of Television Arts and Sciences Hall of Fame" in Florida entfernen lassen. Das Vorgehen wird als Reaktion darauf gewertet, dass ein Gericht Dokumente vorgelegt hat, die den 77-Jährigen schwer belasten. Mehr als zwei Dutzend Frauen hatten Cosby in den vergangenen Jahren sexuelle Vergehen vorgeworfen. Manche Frauen gaben an, der Schauspieler habe sie betäubt oder mit Alkohol willenlos gemacht. Der Komiker hatte das bisher bestritten. Die nun veröffentlichten Gerichtsunterlagen nähren allerdings starke Zweifel an Cosbys Darstellung.

Dabei geht es um ein Zivilverfahren aus dem Jahr 2005, in dem Cosby unter Eid eingeräumt hat, eine Frau unter Medikamente gesetzt zu haben, um mit ihr Sex zu haben. Der Fernsehstar gab zu, dass er sich in den 1970er Jahren das Beruhigungsmittel Methaqualon verschreiben ließ. Umgangssprachlich werden die Pillen auch als Quaaludes bezeichnet. Bei der Befragung durch die Anwältin der Klägerin antwortete Cosby auf die Frage, ob er das Medikament auch anderen Frauen gegeben habe, mit Ja. Laut Prozessabschrift fragte die Anwältin weiter: "Als Sie das Quaaludes bekamen, hatten Sie vor, dieses jungen Frauen zu geben, mit denen Sie Sex haben wollten?" Cosby antwortete erneut mit Ja, korrigierte sich aber nach kurzer Absprache mit seinem Anwalt und sagte, er habe die Frage missverstanden. Es habe sich nicht um mehrere, sondern nur um eine Frau gehandelt. Allerdings räumte er den Vorfall aus dem Jahr 1976 mit der Klägerin ein. "Ich treffe sie hinter der Bühne. Ich gebe ihr Quaaludes. Dann haben wir Sex", sagte Cosby laut der Gerichtsdokumente.

Die Anwälte des Komikers hatten vergeblich versucht, die Unterlagen unter Verschluss zu halten. Sie wähnten Cosbys Privatsphäre verletzt. Das Gericht im US-Bundesstaat Pennsylvania wollte dem nicht folgen und argumentierte, die Öffentlichkeit habe ein bedeutendes Interesse an den Dokumenten. Anwältin Gloria Allred teilte mit, Cosbys nunmehr veröffentlichtes Eingeständnis würde die Vorwürfe zahlreicher Opfer bestätigen. Allred vertritt mehrere Frauen in Zivilverfahren gegen den Entertainer.

Das ehemalige Topmodel Janice Dickinson (60) sagte dem Sender CNN, dass sie "extrem aufgebracht" sei. Sie und andere Frauen seien oft als Lügnerinnen dargestellt worden, die sich Vorwürfe ausgedacht hätten. Dickinson behauptet, sie sei von Cosby in den 1980er Jahren vergewaltigt worden. Im Mai hatte sie eine Klage eingereicht. Sie verlangt von Cosby Schadenersatz wegen Diffamierung und Verunglimpfung.

Cosby selbst hat sich zu der Veröffentlichung der Gerichtspapiere bisher nicht geäußert. "Wir haben keine Pläne, eine Erklärung abzugeben", zitierte der Sender CNN aus einer Mitteilung von Cosbys Sprecher David Brokaw. Ein Strafverfahren gegen den Fernsehstar gab es bisher nicht.

Cosby ist vor allem dank der beliebten 80er-Jahre Sitcom "The Cosby Show" bekannt, in der er das Oberhaupt einer kinderreichen Arztfamilie spielte.

(RP)
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