Synchronsprecher von Raj „Big Bang Theory“-Stimme und Dichter Rajvinder Singh ist tot

Berlin · Er war ein Dichter – und er gab dem Nerd „Raj“ in der Serie „The Big Bang Theory“ seine unvergleichliche Stimme. Der TV-Sender ProSieben trauert um den Sprecher Rajvinder Singh. Dessen Karriere hatte viele Facetten.

 Der Schriftsteller und Synchronsprecher Rajvinder Singh lieh Raj in „The Big Bang Theory“ seine Stimme.

Der Schriftsteller und Synchronsprecher Rajvinder Singh lieh Raj in „The Big Bang Theory“ seine Stimme.

Foto: dpa/SL

Der Fernsehsender ProSieben trauert um einen der deutschen Synchronsprecher der US-Serie „The Big Bang Theory“. Das Team des Senders sei untröstlich angesichts der traurigen Nachricht des Todes von Rajvinder Singh, teilte Sprecher Christoph Körfer am Mittwoch auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.

Singh habe mit mit seiner besonderen Stimme die Figur der „Big-Bang-Legende“ Raj unverwechselbar gemacht. „Er hat damit wesentlich zum riesigen Erfolg der Sitcom in Deutschland beigetragen. Wir trauern mit seiner Familie, seinen Freunden und seinen Fans.“

Der indischstämmige Autor und Sprecher war am 16. Dezember nach kurzer Krankheit in Berlin gestorben, wie der Synchronregisseur Stefan Ludwig, ein Freund der Familie, am Dienstag mitgeteilt hatte. Singh wurde 65 Jahre alt.

Singh sprach in „The Big Bang Theory“ die Rolle des Astrophysikers Dr. Rajesh „Raj“ Ramayan Koothrappali (Kunal Nayyar). Die Sitcom ist in Deutschland seit 2009 auf ProSieben zu sehen. Nach fast 280 Episoden ging sie 2019 zu Ende, ist aber werktags täglich auf ProSieben zu sehen. „TBBT“ dreht sich um eine Gruppe von kauzigen Naturwissenschaftlern und ihre hübsche Nachbarin Penny (Kaley Cuoco).

Singh war ein recht viel beschäftigter Synchronsprecher. Er sprach zum Beispiel auch Mr. Aziz in dem Actionfilm „Spider-Man 2“ (2004) oder Rama-Kandra im Science-Fiction „Matrix - Revolutions“ (2003).

Singh stammte aus Punjab in Indien und lebte laut der Mitteilung seit 1981 in Berlin. Er begann 1985 als Autor in deutscher Sprache zu veröffentlichen und war unter anderem Stadtschreiber zu Rheinsberg und Trier. Im Klak Verlag (Berlin) erschien zuletzt „Wenn ich Dich wie ein Buch lese“. Verleger Jörg Becken erinnerte daran, dass sich Singh in den 1980er Jahren für den Austausch von Autoren in Ost und West einsetzte.

Er schrieb laut Verlag in fünf Sprachen, er sei „ein Kulturbotschafter par excellence“ gewesen. Seine höchste Auszeichnung in Indien war demnach das National Fellowship des Indian Institute of Advanced Study in Shimla. Deutsch nannte er liebevoll seine „Stiefmutter-Sprache“, wie der Verlag schreibt. Bisher seien 14 Gedichtbände erschienen. In Trier seien drei seiner Gedichte in Stein gemeißelt im Stadtpark und an zwei Schulen zu sehen.

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte eine Verbindung zu Singh. 2006 zitierte er als Außenminister in einer Rede anlässlich der Frankfurter Buchmesse zum Gastland Indien den Dichter mit den Worten: „Die individuelle, sprachliche oder auch glaubensbetonte Fremdheit zu überwinden, ist der wichtigste Schritt, um vom Einzelwesen zu einem Mensch zu werden.“

Wie Regisseur Ludwig berichtete, betet die Sikh-Gemeinde für Singh. Es gebe bis zum 4. Januar verschiedene kleinere Zeremonien für die Verwandten, jeweils nur im kleinsten Kreis. Singh hinterlässt Frau und Tochter.

Fans der Serie „The Big Bang Theory“ werden ihn demnach weiter in den Wiederholungen hören. Laut Ludwig wird Singh am nächsten Montag vor der Ausstrahlung mit einer „In Memoriam“-Tafel geehrt.

(jma/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort