Mutmaßliche Berlusconi-Muse Bei Ruby rollt der Rubel

Düsseldorf · Für Silvio Berlusconi wird die Luft in der "Rubygate"-Affäre immer dünner. Ruby selbst versucht derweil, ihre neu gewonnene Bekanntheit in bare Münze zu verwandeln. Jetzt tritt sie in einem äußerst merkwürdigen Werbespot auf, für den sie angeblich 100.000 Euro kassiert hat.

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Einen solch steilen Aufstieg hätte sich die Marokkanerin Karima El Mahroug alias "Ruby Rubacuori" ("Ruby Herzensbrecherin") vor einem Jahr sicherlich nicht träumen lassen. Ihre angebliche Affäre mit Italiens Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi sorgt für mediales Aufsehen weit über die Apenninhalbinsel hinaus. Angesichts der pikanten Story stehen die Medien derzeit bei Ruby Schlange.

Ruby ist aber nicht nur in italienischen Talkshows äußerst gefragt. Die 18-Jährige, die sich derzeit als Ausdruckstänzerin verdingt, will ihre Bekanntheit offenbar finanziell nutzen. In einem äußerst merkwürdigen Werbespot, der im Internet zu sehen ist, preist sie zwei Bücher eines Wirtschaftsanwalts an.

In dem ungefähr einminütigen Clip, der in mehreren Sprachen synchronisiert ist, liest sie einen kruden Text vor, den sie augenscheinlich selbst nicht versteht: "Nachdem das Regime Italien geplündert hat, versucht es erneut einen Sündenbock zu schaffen." Wer mit dem Sündenbock gemeint ist, scheint offensichtlich - das "Regime" hingegen bleibt im Dunkeln. Aber es kommt noch besser: "Denn dieser, egal, ob schuldig oder nicht, dient dazu, von der Notwendigkeit eines wirklichen Wandels abzulenken."

100.000 Euro für Werbespot?

Anspielungen auf das derzeitige Schicksal ihres Gönners Berlusconi sind nicht zu übersehen. Ruby hatte den Regierungschef in Interviews immer in Schutz genommen: Er habe von ihrer Minderjährigkeit nichts gewusst, man habe keinen Geschlechtsverkehr gehabt. Pikanterweise spricht Ruby den Text nur leicht bekleidet, direkt in den Anfangssekunden reißt ihr ein Maskierter die Kleider vom Leib. Der Einsatz lohnt sich verschiedenen Medienberichten zufolge: Angeblich hat Ruby 100.000 Euro für ihren Auftritt erhalten.

Drahtzieher der Aktion ist Alfonso Luigi Marra, der für seine Werbespots bereits einige Prominente verpflichtete. Mit dem Clip will er offenkundig seine literarischen Werke "Das weibliche Labyrinth" sowie "Die Geschichte von Giovanni und Margherita" vermarkten.

Immerhin scheint Marra besser zu bezahlen als Berlusconi. Der habe Ruby nur 50.000 Euro für ihre Dienstleistungen in die Hand gedrückt, schreibt die italienische Zeitung "La Repubblica". Das Blatt zitiert dabei Unterlagen der Staatsanwaltschaft, die bislang nicht veröffentlicht wurden. Gegenüber den Ermittlern scheint sich Ruby deutlich auskunftsfreudiger gezeigt zu haben als in TV-Interviews. Demnach würden die Vorwürfe der Ermittler zutreffen.

Prozessbeginn im April

Die Anklage ist gesalzen: Berlusconi hat nach Überzeugung einer Mailänder Richterin die Sex-Affäre um das damals minderjährige Callgirl zu vertuschen versucht. In Missbrauch seines Amts habe Berlusconi daher die Freilassung der Marokkanerin erwirkt, die wegen mutmaßlichen Diebstahls in Polizeigewahrsam war, begründete die Richterin Cristina Di Censo laut Presseberichten vom Donnerstag ihre Entscheidung zu einem beschleunigten Gerichtsverfahren gegen den Regierungschef.

Berlusconi habe "eindeutig zum Ziel gehabt, das Vergehen des bezahlten Geschlechtsverkehrs mit einer Minderjährigen zu vertuschen und wollte sich seine Straffreiheit sichern, die durch die junge und unerfahrene Karima El Mahroug in Gefahr hätte gebracht werden können", schrieb Di Censo den Berichten zufolge.

Der erste Prozesstag gegen den italienischen Regierungschef ist für den 6. April vorgesehen. Die Staatsanwaltschaft wirft Berlusconi vor, bei ausschweifenden Partys zwischen Februar und Mai 2010 die damals minderjährige Ruby für Sex bezahlt zu haben. Berlusconi soll zudem sein Amt missbraucht haben, um Rubys Freilassung zu erwirken, als diese wegen Diebstahlverdachts in Polizeigewahrsam war. Der Regierungschef weist die Vorwürfe zurück.

(ndi/top)
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