In einem Radio-Interview bezog Mit-Initiator Campino von den Toten Hosen nun am Freitag Stellung. Und das in aller Deutlichkeit. Den Kritikern wirft er Zynismus vor. Es gehe im Kampf um die Seuche um die Frage, ob man etwas dagegen tue. Oder wie die anderen einfach nur die Füße auf den Tisch lege, sich über die Charity-Aktion kaputtlache oder sie verhöhne.

Campino geht die Diskussion mächtig auf den Nerv

Den Vorwurf, dass er und die anderen insgesamt 30 BandAid-Musiker wie etwa Cro, Thees Uhlmann, Marteria, die Sportfreunde Stiller oder Max Herre sich mit der Aktion nur profilieren wollten, weist er entschieden zurück. Von Anfang an hätten er und jeder einzelne Musiker gewusst, dass die Benefiz-Nummer "eine ungemütliche Geschichte" werden könnte.

Jeder hätte sich dennoch dafür entschieden und gesagt "Wir stellen uns mit dir in den Regen." "Ich fände es einfach toll, wenn wir aufhören würden, über Befindlichkeiten hier vor Ort zu reden. Es müsste viel mehr um Ebola gehen", sagt der Rockstar. "Warum werden die Gelder gebraucht? Wie viel fehlt eigentlich? Was bedeutet das, wenn ein Arzt für 100.000 Menschen zuständig ist?" Deshalb versuche Band Aid Geld zu sammeln.

"Von mir aus stelle ich mich nackt auf den Domplatz"

Zum Ende des Interviews redet er sich zunehmend in Rage. Auch weil der Moderator fragt, ob ihm die Diskussion über BandAid eigentlich an die Nieren gehe. Campino wirkt genervt, als er sagt: "Denkst du ich bin ein Roboter oder was?" Er sei todtraurig, dass die ganze Diskussion zu einem Personality-Bashing geworden sei. "Von mir aus stelle ich mich nackt auf den Domplatz und lasse mich beschimpfen und beschmeißen. Aber dann wird gefälligst für Afrika gezahlt - dann könnt ihr mich alle haben."

Kritisch wird die Stimmung bei der nächsten Frage.

"Weißt du, wohin das Geld geht, ganz genau?"

So erkundigt sich durchaus freundlich der Moderator. Campino reagiert ungehalten und lässt sich dabei auch über die geringe Spendenbereitschaft in Deutschland aus:

"Ja, pass auf! Das Geld von Deutschland, da können wir vielleicht 'n Schutzanzug von kaufen und ich sag dir, in welchem Dorf dieser Schutzanzug benutzt werden wird, wenn du weiter so dusselig fragst"

So greift Campino den Mann am 1Live-Mikrofon an.

"Ja ich frag doch nur...".

... entgegnet der, wird aber von Campino unterbrochen. Der bricht eine Lanze für den Aid Trust, die Organisation, die seit den 80er Jahren die Spendengelder verwaltet. Mit jedem Wort wird er lauter.

"Das Geld was der Aid Trust bisher verwandt hat, ist millimetergenau in den letzten 20 Jahre auf Papieren. Das kannst du alles sehen. Das Geld, wo es hingehen wird in den Ebola-Gebieten, das kannst du dann verteilen, wenn du weißt, um wie viel es geht. Das muss doch jedem Stusskopf irgendwie klar sein."

Eher kleinlaut bemüht sich der Moderator zurückzurudern.

"Ich wollte dich auch gar nicht kritisieren..."

Campino unterbricht ihn erneut.

"Okay!"

Der Moderator:

"Ich wollt einfach nur wissen, ob man da irgendwie weiß"...

Wieder fährt ihm der Rockstar übers Maul.

"Ich werde dafür Sorge tragen, dass jeder Penny, der von uns da reingeht, genau nachvollzogen werden kann."

Das Versprechen gibt Campino in spürbar gereiztem Ton, endlos genervt.

Die Mit-Moderatorin versucht an dieser Stelle die Lage zu entschärfen, nimmt ihren Kollegen in Schutz ("Ganz so dusselig ist der doch nicht") und will zum Song "Do They Know It's Christmas?" überleiten. Doch auch sie bekommt Campinos Ärger zu spüren. Als sie den Titel mit "Wir hören mal rein" ankündigt, blafft der Hosen-Sänger erneut:

"Spiel's gefällig aus!"

Das Interview zum Anhören findet sich hier.