Zum 75. Geburtstag der Hollywood-Legende Heute demonstriert Kraftpaket Arnold Schwarzenegger Stärke mit Worten
Düsseldorf · Arnold Schwarzenegger lässt auch als Opa die Muskeln spielen, vor allem rhetorisch. Der Tausendsassa nimmt heute regelmäßig Stellung zu den Problemen unserer Zeit. Zum 75. Geburtstag der Hollywood-Legende.
„Ich höre nie mit etwas auf“, so beschrieb Schwarzenegger vor einigen Jahren seine Lebenseinstellung. Daran hält er eisern fest: Auch im Rentenalter macht er weiter Krafttraining, tritt in Filmen auf und mischt sich regelmäßig in die Politik ein.
Den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump erkor er zu seinem Lieblingsfeind und prangerte regelmäßig dessen unzulängliche Klimapolitik an. Den Angriff von Trumps Anhängern auf das Kapitol im Januar 2021 verglich er mit der Reichspogromnacht im Nazi-Deutschland.
Zu Beginn des Ukraine-Kriegs veröffentlichte er eine Videobotschaft an russische Bürger und Soldaten, um ihnen „schreckliche Dinge“ zu sagen, die ihre Regierung ihnen vorenthalte - nämlich dass der Kreml einen illegalen Angriffskrieg führe. Das Video verbreitete sich rasend schnell im Internet.
Schwarzenegger hat eine ganz eigene Geschichte mit Russland. Er kam am 30. Juli 1947 in Thal in der Steiermark zur Welt, die Atmosphäre im Österreich der unmittelbaren Nachkriegszeit brannte sich seiner Autobiografie zufolge tief in sein Gedächtnis ein. In seinen Memoiren beschreibt Schwarzenegger die allgegenwärtige Angst vor „den Russen“ und dem Kommunismus, die autoritären Strukturen in Familie und Gesellschaft - und die prekären Bedingungen, unter denen die Menschen lebten: „Wir hatten keinen Wasseranschluss, geschweige denn eine Dusche oder eine Toilette mit Wasserspülung, nur eine Art Nachttopf.“
Dass der Sohn eines Polizisten und einer Büroangestellten 75 Jahre später einmal als Bodybuilder, Actionheld und Politiker zu den bekanntesten Gesichtern des Planeten gehören würde, hätte sich Schwarzenegger vermutlich selbst nicht träumen lassen - obwohl er schon sehr früh nach ganz oben wollte.
Ende der 1960er-Jahre landete er in den USA. Fotos von damals zeigen einen muskelbepackten Hünen mit einer Art Prinz Eisenherz-Frisur, der staunend und mit einer Kamera in der Hand auf die Wolkenkratzer und andere Errungenschaften des amerikanischen Kapitalismus blickt. Bis dahin hatte Schwarzenegger bereits die Bodybuilding-Szene aufgemischt. In den Vereinigten Staaten begriff er, dass er mit Selbstvermarktung und Mut zum Risiko sein damals noch sehr bescheidenes Vermögen würde vermehren können. Er wurde in den USA mit einem Versandhandel für Bodybuilding-Produkte und Immobilien-Investitionen zum Millionär. Seine eindrucksvollen Muskelpakete und sein kantig geformtes Kinn waren auch die Pfunde, mit denen er bei seiner Schauspielkarriere wuchern konnte. Seinen leichten österreichischen Akzent hat der mit 21 Jahren nach Kalifornien ausgewanderte Schwarzenegger nie ganz verloren.
Früh suchte Schwarzenegger die Nähe zur Filmbranche. Nach ersten Gehversuchen landete er mit „Stay Hungry“ („Mr. Universum“) einen Achtungserfolg. Für seine Rolle des Bodybuilders Joe Santo erhielt er 1977 den Golden Globe als bester Nachwuchsdarsteller.
In den Folgeproduktionen glänzte das Muskelpaket mehr durch körperliche Präsenz als durch differenziertes Mienenspiel. Den Durchbruch brachte 1982 „Conan der Barbar“, eine Mischung aus Fantasy- und Sandalenfilm. Zwei Jahre später sorgte Schwarzenegger mit „Terminator“ für Besucherrekorde in den Kinos und wurde damit endgültig zum Superstar - eine Rolle, die ihn sein ganzes Leben begleiten sollte: Noch 2019 feierte er in „Terminator: Dark Fate“ erneut Comeback.
Auf die Figur des muskelbepackten und oft wortkargen Actionhelden blieb Schwarzenegger weitgehend festgelegt. Einige Sätze blieben aber wohl gerade deswegen im Gedächtnis, etwa sein Terminator-Spruch „Ich komme wieder“, der zu den berühmtesten Zitaten der Filmgeschichte gehört. Der scheidende britische Premierminister Boris Johnson verabschiedete sich vom Parlament kürzlich mit den Schwarzenegger-Worten „Hasta la vista, baby“.
Auch mit seinem Privatleben erregte Schwarzenegger Aufsehen: 1986 heiratete er die Journalistin Maria Shriver, eine Nichte von Ex-Präsident John F. Kennedy, und wurde damit Teil der berühmtesten Politdynastie des Landes. Das politische Lager wechselte er deswegen aber nicht. Schwarzenegger unterstützte den republikanischen Präsidenten Ronald Reagan. Und wie Reagan wechselte auch er dann aus dem Filmgeschäft in die Politik.
Trotz mehrerer Vorwürfe sexueller Belästigung gewann Schwarzenegger 2003 die Gouverneurswahlen in Kalifornien, drei Jahre später wurde er wiedergewählt. Er scheiterte an der Sanierung der Staatsfinanzen, doch den Umweltschutz brachte der „Governator“ voran. 2006 unterzeichnet er ein Gesetz zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen, das erste dieser Art in den USA.
Wenige Monate nach Ende seines Mandats im Jahr 2011 zerbrach dann auch seine scheinbar heile Familienwelt. Schwarzenegger und Shriver, die vier gemeinsame Kinder haben, machten ihre Trennung öffentlich. Kurz darauf wurde bekannt, dass der Schauspieler mit einer Hausangestellten ein uneheliches Kind hat. Weil es so lange dauerte, die finanziellen Fragen zu klären, wurde die Scheidung erst im vergangenen Jahr ausgesprochen.
In den vergangenen Jahren machte der ehemalige Muskelprotz vor allem aber als Klimabotschafter von sich reden. Er unterstützte öffentlich die Aktivistin Greta Thunberg und gründete das internationale Klimaforum Austrian World Summit. Das jüngste Treffen im Juni nutzte er für einen dringenden Appell, die Öl- und Gasimporte aus Russland zu stoppen, um nicht weiter den Krieg zu finanzieren - ein weiteres drängendes Problem.
Anlässlich Schwarzeneggers 75. Geburtstags am 30. Juli zeigen einige deutsche Fernsehsender Filme und Dokus. Tele5 zum Beispiel sendet am Samstag ab 20.15 Uhr erst „Der City Hai“ von 1986 und dann „Vendetta – Alles was ihm blieb war Rache“ aus dem Jahr 2017. Das ZDF strahlt in der Nacht zum 31. Juli dann die fast 30 Jahre alte Actionparodie „Last Action Hero“ aus (1.50 Uhr). Auch Kabel eins feiert den 75. Geburtstag: So zeigt der Sender am 1. August erst den Science-Fiction-Actionfilm „Total Recall – Die totale Erinnerung“ (20.15 Uhr), dann die Doku „Die Arnold Schwarzenegger Story“ und schließlich den Klassiker „Terminator“ aus dem Jahr 1984, in dem Schwarzenegger einen Androiden (Cyborg) mimt.