TV-Urgestein Alfred Biolek mit 87 Jahren gestorben

Köln · Er war eine der letzten großen TV-Legenden: Alfred Biolek ist tot. Seit den 1970er-Jahren machte er sich nicht nur einen Namen als Entertainer – sondern auch als Gourmet.

Alfred Biolek – Bilder aus seinem Leben
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Foto: dpa/Oliver Berg

Der Entertainer Alfred Biolek ist tot. Er starb am Freitagmorgen, wie sein Adoptivsohn Scott Biolek-Ritchie der Deutschen Presse-Agentur sagte. Der frühere Fernsehmoderator und Talkmaster sei in seiner Kölner Wohnung friedlich eingeschlafen. Biolek war seit längerem gesundheitlich angeschlagen gewesen. Er wurde 87 Jahre alt. 2010 zog er sich bei einem Sturz von einer Wendeltreppe schwere Schädelverletzungen zu und fiel ins Koma. Seitdem hatte er recht zurückgezogen in Köln gelebt.

Biolek gilt als einer der Pioniere der Talk- und Kochshows in Deutschland. Er war eng mit dem WDR verbunden. Geboren wurde Biolek am 10. Juli 1934 als Sohn eines Rechtsanwalts und einer Klosterschülerin und Laienschauspielerin in Freistadt in der damaligen Tschechoslowakei. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Familie nach Einnahme der Stadt durch die Rote Armee vertrieben und ließ sich in Waiblingen bei Stuttgart nieder.

Er studierte Jura und trat 1963 als Justiziar in die Rechtsabteilung des ZDF ein. Schnell wechselte er ins Programm, unter anderem als Moderator in Sendungen wie „Tips für Autofahrer“, „Urlaub nach Maß“, „Nightclub“ und „Die Drehscheibe“.

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Foto: dpa/Gert Eggenberger

1969 kündigte er beim ZDF und wechselte zur Münchner Film-Fernseh-Produktionsgesellschaft Bavaria. Dort schaffte er mit Rudi Carrells „Am laufenden Band“ seinen Durchbruch als Produzent. Gerühmt wurde seine feine Nase für Talente: Er holte Monty Python nach Deutschland und entdeckte in der Amsterdamer Kleinkunstszene Hermann van Veen.

Auch privat wurde 1969 ein einschneidendes Jahr für ihn: Er brach mit seinem bürgerlichen Leben und begann, offen schwul zu leben. „1969, als der Paragraf gegen die Schwulen abgeschafft wurde, habe ich meine Krawatten rausgerissen und weggeschmissen und angefangen, ein anderes Leben zu leben“, erinnerte sich Biolek später. 1991 wurde er in der RTL-plus-Talkshow „Explosiv - der heiße Stuhl“ vom Filmemacher Rosa von Praunheim geoutet. Eine für ihn unangenehme, aber letztlich auch heilsame Erfahrung: „Ich habe einen Schlag bekommen, der sehr weh getan hat, aber irgendwo hat dieser Schlag eine Verspanntheit gelöst, die danach weg war.“

Selbst zum Star wurde er mit der Revue „Bio's Bahnhof“ (1978-1992), der Talkshow „Boulevard Bio“ (1991-2003) und der Koch-Talk-Show „Alfredissimo“ (1994-2007). Umstritten war sein plaudernder und verständnisvoller Interviewstil, der auch Franz-Josef Strauß oder Helmut Kohl in seine Show kommen ließ. Während manche Kritiker von gepflegter Unterhaltung sprachen, kritisierten andere ein anbiederndes Verhalten. 2006 zog sich Biolek aus dem TV-Geschäft zurück.

Seinen hohen Bekanntheitsgrad nutzte der TV-Star auch für soziales Engagement. Als erster Deutscher wurde er im Jahr 2000 in New York zum UN-Sonderbotschafter für Weltbevölkerung ernannt, engagierte sich im Kampf gegen Aids und für Sexualaufklärung. 2005 gründete er die „Alfred Biolek Stiftung - Hilfe für Afrika“, die sich dafür einsetzt, jungen Menschen in Afrika einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.

Mehrfach sprach Biolek in den vergangenen Jahren über den Tod. 100 Jahre wolle er nicht werden, sagte er dem Sender RTL. In der „Bild“ erklärte er: „Wenn er kommt, dann kommt er. Und in meinem Alter darf der Tod auch zu mir kommen.“ Er versuche, sich „mental und emotional“ darauf vorzubereiten. Und ob danach noch etwas kommt? „Ich denke, dass dann erstmal alles vorbei ist“, sagte Biolek dem "Kölner Stadt-Anzeiger“. „Ich habe keine Ahnung. Aber ich sehe das entspannt. Ich sage mir einfach, da kommt wohl irgendwas, mal sehen.“

(june/hebu/dpa/KNA)
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