Drogenprozess in Singapurer Lehrer rät zu diskreter Diplomatie

Hamburg (rpo). Der Lehrer der in Singapur wegen Drogenhandels festgenommenen Deutschen rät zu diskreter Diplomatie. Nur so könne Julia Bohl gerettet werden. Von öffentlichen Appellen an die Behörden des Stadtstaates für die Auslieferung riet er ab.

Er vermute eine große Beweislast gegen die 23-Jährige. "Sonst hätten die Behörden die Nachricht nicht verbreitet", sagte Günter Boos, Leiter der Deutschen Schule in Singapur, laut "Welt am Sonntag". Boos beschrieb Bohl als "freundliche Schülerin mit guten Noten". Er unterrichtete sie zweieinhalb Jahre lang im berufsbildenden Zweig der Schule. Im Februar habe sie die Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau mit der Note "gut" abgeschlossen. "Dass sie mit Drogen zu tun hatte, kann ich mir kaum vorstellen."

Bohl wuchs in Singapur auf. Ihre Eltern kehrten nach Informationen der "Welt am Sonntag" bereits vor einiger Zeit nach Deutschland zurück. Die 23-Jährige war am Mittwoch festgenommen worden. Nach Polizeiangaben soll sie zusammen mit zwei Männern im Alter von 33 und 21 Jahren Bars und Nachtklubs von einem kleinen Geschäft aus mit Drogen beliefert haben.

Der asiatische Stadtstaat liegt in der Nähe bedeutender Drogenanbauregionen, hat aber eine der weltweit niedrigsten Raten von Drogenmissbrauch und ist bekannt für seine strengen Antidrogengesetze. Für Drogenhändler ist die Todesstrafe vorgeschrieben. Von 1991 bis 2000 wurden nach offiziellen Statistiken 247 Menschen wegen Drogenvergehen gehängt, darunter 1994 auch ein Niederländer. Für ihn hatte sich selbst Königin Beatrix vergeblich eingesetzt.

(RPO Archiv)
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