Anschließend Sicherungsverwahrung Lebenslang für Dachdecker wegen zweifachen Frauen-Mordes

München (AP). Regungslos saß Manfred Immler da, die Augen geschlossen. Nur sein roter Kopf verriet die Aufregung. "Herr Immler, Sie haben das Urteil gehört", sagte der Vorsitzende Richter Werner Ulrich. "Es ist zugegebenermaßen hart ausgefallen, aber Sie ließen uns kaum eine andere Wahl." Wegen zwei Frauenmorden und acht Vergewaltigungen verurteilte das Landgericht München I den 26-jährigen Dachdecker am Donnerstag zu lebenslanger Haft mit Sicherungsverwahrung. Auch die besondere Schwere der Schuld bejahte das Gericht. "Eine Ende der Freiheitsstrafe ist nicht in Sicht", kommentierte Staatsanwalt Peter Boie.

Die Angehörigen der beiden Mordopfer waren mit dem Urteil zufrieden. "Wir hatten das erwartet", sagte der Bruder von Diana, die Immler vor rund einem Jahr ermordet hatte. Es sei "ganz korrekt". "Die innere Ruhe wird jetzt kommen", fügte er hinzu. "Doch wir werden die Tat nie vergessen." Die Anwältin der Eltern der ermordeten Patricia, Marion Zech, sagte: "Die Eltern können jetzt wieder Frieden finden." Ebenso zufrieden zeigte sich Staatsanwalt Boie, dessen Antrag das Gericht gefolgt war. "Aber Triumphgefühle sind fehl am Platz", fügte er hinzu.

Immler hatte die 19-jährige Diana im Oktober 1999 in Oberschleißheim bei München abgepasst, verfolgt und vom Fahrrad gestoßen. Er fesselte sie mit Schlauchbindern, misshandelte sie sexuell und führte das eingeschüchterte Opfer in seine Wohnung. Dort vergewaltigte, demütigte und quälte er sie mehrfach. Am Morgen bot er ihr Frühstück und Kaffee an, aß selbst etwas, schaute fern und schlief ein. Später zwang er die Frau, einen halben Liter Wodka mit Himbeersirup zu trinken. Immler brachte sie an den Ort des Überfalls zurück, drosselte sie mit einer Schnur und schnitt ihr die Kehle durch.

Als er nach einer Flucht durch halb Europa in Athen gefasst worden war, gestand er der Polizei die Tat im Detail. "Er sagt, er hat nur Mitleid mit Tieren", berichtete ein schockierter Kriminalbeamter. Gleichzeitig räumte Immler überraschend einen bisher unaufgeklärten Mord aus dem Jahr 1992 ein. Damals war ihm Patricia S. bei Koblenz zufällig begegnet. Er überfiel sie, vergewaltigte sie und befahl ihr, ihr blutiges Gesicht in einem nahen Fluss zu waschen. Dann drückte er ihren Kopf unter Wasser, bis sie sich nicht mehr rührte. Er schändete die Leiche und setzte sich in die Nähe, um zu rauchen. Auf die Frage nach dem Warum antwortete er vor Gericht immer wieder: "Ich kann's Ihnen nicht erklären."

Eine andere Frau, die er im September 1999 ebenfalls bei Oberschleißheim überfallen und mit Daumenhandschellen gefesselt hatte, entkam offenbar nur knapp dem Tod. Immler wurde von Passanten gestört und ergriff die Flucht. Er hätte sie wahrscheinlich auch vergewaltigt und umgebracht, sagte Immler.

"Erschreckende Offenheit"

Richter Ulrich sprach von einer "erschreckenden Offenheit" des Täters. Schonungslos habe er die Details berichtet und zur Aufklärung des Mordes an Patricia beigetragen. Doch seine Gefühle habe er nicht preisgegeben. "Wie ein Unbeteiligter" habe er gesprochen, sagte Staatsanwalt Boie. Und Nebenklägerin Zech erklärte entsetzt, in ihrer ganzen Laufbahn habe sie einen solchen Täter nicht erlebt. In seiner schonungslosen Offenheit habe er auch sich selbst belastet.

Der psychiatrische Gutachter Norbert Nedopil bescheinigte dem Angeklagten "ein nahezu vollkommenes Fehlen zwischenmenschlicher Empfindungen". Wegen selbstverliebter Ichbezogenheit und Gefühlsarmut sei seine Persönlichkeit schwer gestört. Zudem trenne er Sexualität von Gefühlen. Er sei aber voll schuldfähig. Einem anderen Gutachter nannte Immler den Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi, Mutter Teresa und Adolf Hitler als Vorbilder. In dieses widersprüchliche Bild passen auch Immlers Aussagen über sein Opfer Diana: Er habe sie vom Sehen gekannt und zwei Mal angesprochen, mit ihr "Smalltalk" gemacht. Wohl sei er in Begriff gewesen, sie einmal einzuladen. "Ich fand sie hübsch", fügte er hinzu.

(RPO Archiv)
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