Nach Covid-19-Erkrankung Langjähriger Palästinenser-Sprecher Saeb Erekat gestorben

Jerusalem · Saeb Erekat hat sich seit mehr als einem Vierteljahrhundert für die Gründung eines Palästinenserstaates eingesetzt. Er galt als scharfer Kritiker von Israels Siedlungspolitik. Nun ist er gestorben - nachdem israelische Ärzte wochenlang um sein Leben gekämpft hatten.

 Saeb Erekat starb nach einer schweren Corona-Erkrankung.

Saeb Erekat starb nach einer schweren Corona-Erkrankung.

Foto: dpa/Jacquelyn Martin

Der Friedensunterhändler und langjährige Sprecher für die Palästinenser, Saeb Erekat, ist tot. Er starb am Dienstag im Alter von 65 Jahren; mehrere Wochen nach einer Infektion mit dem Coronavirus, wie seine Partei, die Fatah, bekanntgab. Ein palästinensischer Regierungsvertreter und eine mit Erekat verwandte Person bestätigten seinen Tod, wollten aber anonym bleiben.

Der 65-Jährige war wegen schwerer Atemprobleme nach einer Corona-Erkrankung Mitte Oktober nach Jerusalem ins Hadassah-Krankenhaus gebracht worden. Seither hatten Ärzte um das Leben des ehemaligen Unterhändlers bei Friedensgesprächen gekämpft. Nach einer Verschlechterung seines Zustands war er in Vollnarkose versetzt und künstlich beatmet worden.

Nach Angaben der Ärzte war die Behandlung besonders schwierig, weil Erekats Immunsystem seit einer Lungentransplantation vor drei Jahren unterdrückt war. Dazu seien die Corona-Erkrankung sowie eine bakterielle Infektion gekommen. Erekat galt als enger Vertrauter von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Wohl kaum jemand bei den Palästinensern hatte mehr Erfahrung mit Nahost-Friedensgesprächen.

Der in den USA ausgebildete Erekat war über mehr als drei Jahrzehnte hinweg fast an jeder Friedensverhandlungsrunde zwischen Israel und den Palästinensern beteiligt. Bei den ersten direkten Verhandlungen 1991 in Madrid machte Erekat Eindruck, als er mit einem schwarz-weißen Palästinensertuch auftrat. Die im Deutschen auch als Pali-Tuch bekannte Kufiya ist ein Symbol für den palästinensischen Nationalismus.

Über die nächsten Jahrzehnte hinweg trat Erekat regelmäßig in den westlichen Medien auf und warb unaufhörlich für eine Zwei-Staaten-Lösung in dem Nahostkonflikt. Er verteidigte die palästinensische Führung bei diplomatischen Rückschlägen und warf Israel beim Aushandeln eines Abkommens Versagen vor. Erekat hinterlässt seine Frau, zwei Söhne, Zwillingstöchter und acht Enkel.

(june/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort