9,5 Millionen für die Freilassung von fünf Frauen Konkrete Lösegeldforderung bei Geiseldrama auf Philippinen

Manila (dpa). Erstmals haben die Kidnapper der 21 in den südphilippinischen Dschungel verschleppten Geiseln schriftlich eine Lösegeldforderung gestellt. Danach verlangen sie 200 Millionen Pesos (rund 9,5 Millionen) Mark für die Freilassung von fünf weiblichen Entführten, unter ihnen Renate Wallert (Foto) aus Göttingen.

Gleichzeitig signalisierten die Geiselnehmer am Samstag ihre Bereitschaft zu weiteren Verhandlungen, auch mit Chefvermittler Roberto Aventajado.

Die Forderung formulierten sie nach Angaben eines Mittelsmanns der Regierung in einem Brief „an den (philippinischen Präsidentenpalast) Malacanang“. Es werde nun versucht, die Summe herunterzuhandeln, sagte der Gesandte, der ungenannt bleiben wollte. Zunächst hätten die Kidnapper der militanten Moslemgruppe Abu Sayyaf 100 Millionen Pesos alleine für die Freilassung der erkrankten Renate Wallert verlangt. „Jetzt haben sie aber diesen Handel vorgeschlagen“, sagte er.

Die Forderung gilt ferner für die Französin Sonia Wendling, die schwangere Südafrikanerin Monique Strydom, die Libanesin Marie Michel Moarbes und die Philippinerin Lucrecia Dablo.

Unklar war zunächst, ob die Entführer an ihren politischen Forderungen festhalten. Sie hatten unter anderem einen eigenen islamischen Staat im Süden der Philippinen verlangt. Die 21 Geiseln, unter ihnen drei Mitglieder der deutschen Familie Wallert, waren vor fast zwei Monaten von der malaysischen Taucherinsel Sipadan auf die südphilippinische Insel Jolo verschleppt worden.

In einer ebenfalls am Samstag auf Jolo verbreiteten Mitteilung nahmen zwei der Anführer der Extremisten überdies ihre Forderung nach einer Ablösung des Chefvermittlers zurück. Dies hatten sie verlangt, nachdem er ein Eingreifen der Armee nicht hatte ausschließen wollen. Später erklärte Aventajado stattdessen, er sei der Letzte, der an eine militärische Option zur Befreiung der Geiseln denke.

„Ich bin sehr glücklich, dass sie mich wieder willkommen heißen“, sagte Aventajado in einer ersten Reaktion der dpa. Nach wie vor ist aber unklar, wann es zu neuen Gesprächen kommt, da sich die Regierungsvermittler weiter in der Hauptstadt Manila aufhalten.

Indes ließ nach offiziellen Angaben die Abu Sayyaf-Guerilla ohne Gegenleistung fünf philippinische Schulkinder frei, die sich seit 90 Tagen in der Gewalt der Extremisten befanden. Sie waren auf der Nachbarinsel Basilan gefangen genommen und später nach Jolo gebracht worden. Noch immer sind bei dieser Geiselnahme aber zwei einheimische Lehrer und ein Jugendlicher in der Hand der Kidnapper. Aventajado nannte die Freilassung ein „gutes Zeichen“. Er hoffe, dass dies auch für die 21 von Sipadan verschleppten Geiseln erreicht werden könne.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort