Kölner Prügel-Opfer gestorben Kölner Polizei-Affäre: Haftbefehle gegen zwei Beamte

Köln (rpo). Im Kölner Polizei-Skandal um den Tod eines Randalierers sind Haftbefehle gegen zwei Polizisten ergangen. Beide Beamte stehen im Verdacht, einen 31-Jährigen vor knapp zwei Wochen auf einer Wache krankenhausreif geschlagen zu haben. Der Mann war am Freitag in einer Klinik gestorben.

Wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Freitagabend mitteilten, erließ das Amtsgericht gegen zwei der sechs beschuldigten Polizisten Haftbefehle wegen Verdachts der schweren Körperverletzung im Amt. Dabei handelt es sich um Beamte, die zuvor bereits Verdunklungshandlungen unternommen hatten, indem sie Uniformteile verschwinden lassen wollten. Polizeipräsident Klaus Steffenhagen habe gegen die Beschuldigten , einen 24-jährigen Polizeiobermeister und einen 28 Jahre alten Polizeimeister, das Entlassungsverfahren eingeleitet, hieß es weiter.

Auf einer Wache sollen bis zu sechs Polizisten einen gefesselten Mann krankenhausreif geschlagen haben. Der 31-Jährige starb um 11.15 Uhr am Freitag. Knapp zwei Wochen lag er mit einem Hirnödem im Koma. Wie ein Horror-Szenario lesen sich jüngste Enthüllungen von einer Polizistin und einem Polizisten, die nach eigenen Angaben Augenzeugen des blutigen Übergriffs waren.

Am Abend des 11. Mai hätten sich fünf bis sechs Beamte in der Wache Köln-Eigelstein um den am Boden liegenden Mann aufgebaut. Der festgenommene Randalierer sei an Händen und Füßen gefesselt gewesen. Die Polizisten hätten auf ihn eingetreten und ihn geschlagen. Dabei sei er an Kopf, Körper, Armen und Beinen getroffen worden.

Dann hätten zwei oder drei der Beamten den wehrlosen Mann an den Füßen gepackt und durch den Flur in eine Zelle geschleift. Das Opfer habe im Gesicht geblutet. In der Zelle sollen vier Polizisten den Mann weiter malträtiert haben. Schließlich sei er von einem Rettungswagen abgeholt worden.

Die Beschuldigten, die vom Dienst suspendiert wurden, schweigen bislang zu den Vorwürfen. Gegen sie wird wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt ermittelt.

"Ich bin schockiert über die Schwere der jetzt bekannt gewordenen Vorwürfe", sagte Kölns Polizeipräsident Klaus Steffenhagen am Freitag der dpa. "Der schreckliche Vorfall schadet dem Ansehen der Polizei ganz gewaltig." Experten sprechen vom "schlimmsten Vorfall aller Zeiten" in Köln. Der nordrhein-westfälische Innenminister Fritz Behrens (SPD) äußerte sich tief bestürzt. "Alle Umstände müssen schnell und rückhaltlos aufgeklärt werden."

Die Kölner Polizei war am 11. Mai wegen eines lautstarken Familienstreits alarmiert worden. Der gut zwei Zentner schwere Randalierer habe sich "wie von Sinnen" gebärdet, hieß es. Er habe Glastüren zerschlagen, gespuckt und wild um sich geschlagen. Die Zeugen, die nach Dienstschluss zufällig noch in der Wache waren, berichten, der Festgenommene sei mit Sirenengeheul zur Dienststelle gebracht worden. Dann hätten sie Geräusche gehört, die auf eine Auseinandersetzung schließen ließen. Umringt von Polizisten habe der 31-Jährige in der Sicherheitsschleuse der Wache am Boden gelegen.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft forderte harte Konsequenzen, falls sich die Vorwürfe bestätigen sollten. Bemerkenswert sei, dass der Sachverhalt offensichtlich von der Polizei selbst aufgeklärt worden sei. "Das zeigt, dass die Selbstreinigung funktioniert", sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende und NRW-Landeschef der Gewerkschaft, Rainer Wendt. In Köln hieß es, die Zeugen hätten genaue Beschreibungen abgegeben, Zuordnungen seien möglich.

Im Krankenhaus war der 31-Jährige bei einer Blutprobe zusammengebrochen und ins Koma gefallen. Laut rechtsmedizinischem Gutachten war das Hirnödem der Grund. "Der Mann weist im Gesichtsbereich (linke Stirnhälfte) ein deutlich geformtes, frisches Hämatom, nach Art eines Schuhsohlenabdruckes auf", attestierten Mediziner.

Die Eigelstein-Wache in Köln gerät nicht zum ersten Mal in die Schlagzeilen. Seit 1999 richteten sich laut Staatsanwaltschaft 37 Verfahren wegen des Verdachts der Körperverletzung gegen Beamte dieser Wache, die in einem sozialen Brennpunkt mit Rotlichtviertel und Drogenszene liegt. Einer der Beschuldigten soll bereits mehrfach wegen Körperverletzung im Amt angezeigt worden sein. Seine Aggressivität sei bekannt.

"Wir werden zusammen mit der Staatsanwaltschaft alles tun, um den Sachverhalt umfassend aufzuklären", kündigte Polizeipräsident Steffenhagen an. Als erste personelle Konsequenz entzog er dem Leiter der Polizei-Inspektion Innenstadt, Jürgen Sengespeik (59), bereits die Zuständigkeit für die Aufarbeitung der Affäre. Nach dem Willen der Polizeiführung soll dies der designierte Nachfolger Udo Behrendes (47) übernehmen.

(RPO Archiv)
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