Psychische Schäden drohen Kinderpsychologin kritisiert Giraffen-Tötung

Düsseldorf · Eine öffentliche Obduktion sei der falsche Weg, um Kinder über die Ernährungskette aufzuklären.

Nach der Tötung und der öffentlichen Obduktion einer Giraffe im Kopenhagener Zoo hält die Empörung an. Das Tier war vor den Augen von Kindern an Löwen verfüttert worden. Tausende Menschen forderten mit Online-Petitionen die Schließung des Zoos.

Berichte, wonach ein weiterer dänischer Zoo bei Videbæk ebenfalls die Schlachtung einer Giraffe plane, wurden dementiert. "Es gibt keinen solchen Plan, es hat ihn auch nie gegeben", teilte der Jyllands Park Zoo mit. Ob sich der Zoo dem öffentlichen Druck beugt, bleibt unklar. Artisten des Moskauer Staatszirkus hatten bereits die Aufnahme der Giraffe angeboten.

In Kopenhagen hatten Kinder, dem Anschein nach zehn Jahre und jünger, dem makaberen Schauspiel beigewohnt. Für Kinderpsychotherapeutin Melanie Anlauf ein Unding: "Ich schätze, ein Drittel der Kinder in Kopenhagen, die etwas sensibler sind, werden psychische Schäden davontragen."

Dabei gehe es nicht nur darum, dass ausgerechnet eine Giraffe, die von Kindern als Kuscheltier gesehen werde, obduziert wurde. Generell sollten keine Grundschüler oder Fünftklässler in dieser Weise mit dem Thema Ernährungskette konfrontiert werden. "Man sollte auch kein Kleinkind zum Metzger bringen und ihm zeigen, wie eine Kuh geschlachtet wird", erklärt die Düsseldorfer Psychologin. Es gebe zahlreiche Kinderbücher, die sensibel an das Thema heranführen würden. "Live, echt und in Farbe ist es viel schwieriger für ein Kind, sich aus dieser Situation herauszuziehen", sagt Anlauf. "Ein Buch kann man einfach zuklappen, aber wenn man sieht, wie das Blut spritzt, ist das etwas völlig anderes." Ab welchem Alter Kinder mit dem Thema Tötung von Tieren konfrontiert werden sollten, müssten Eltern individuell entscheiden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort