Katholikentag im Zeichen der Ökumene Katholikentag zu Ende

Hamburg (AP). Der 94. Deutsche Katholikentag in Hamburg ist am Sonntag mit einer Demonstration ökumenischer Verbundenheit der Christen zu Ende gegangen: Erstmals in der 150-jährigen Geschichte des Laientreffens kamen katholische und evangelische Christen zu einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung zusammen, um ein Signal für einen Zusammenschluss der beiden großen Kirchen zu setzen.

Im Streit über die Schwangerenberatung forderte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, zur "hilfreichen Unterstützung" für schwangere Frauen auf und gab damit der von konservativen Bischöfen kritisierten Laieninitiative "Donum Vitae" freie Bahn.

Auf dem viertägigen Katholikentag, zu dem bis Sonntag rund 60.000 Teilnehmer zu rund 1.100 Veranstaltungen auf dem Messegelände und in der Innenstadt gekommen waren, stand nach den Worten von Lehmann die Suche nach "religiöser Orientierung" im Vordergrund.

Sowohl Lehmann als auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer, sprachen bei der Schlussveranstaltung ihren Wunsch nach einem Zusammengehen der beiden Kirchen aus. Meyer sagte: "Ökumene ist nicht die Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner, Ökumene ist ein Reichtum."

Lehmann sah das Hamburger Treffen als Zwischenstation für den Ökumenischen Kirchentag in Berlin 2003. Noch nie seien die beiden Kirchen "in vielem so nahe beieinander" gewesen. Das gemeinsame Abendmahl, das entgegen dem Kirchenrecht am Rande des Katholikentags zelebriert worden war, kritisierte Lehmann jedoch. Auch eine "heilige Ungeduld" dürfe sich nicht herausnehmen, mit "Willkür und Druck dieses Ziel vorwegzunehmen". "Auch Luther hat sich gegen so etwas ausgesprochen", sagte der Mainzer Bischof.

Rau und Thierse sprachen zu Christen

Die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen bekräftigte in ihrer Predigt die Bereitschaft ihrer Kirche für ein ökumenisches Abendmahl mit Katholiken und bedauerte, dass dies die katholische Kirche immer noch nicht zulasse. Es sei schmerzlich, dass die evangelische Kirche von der katholischen offiziell noch immer nicht voll anerkannt werde.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, reagierte gelassen auf den Abendmahl-Streit. Am Rande der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover sagte er, er persönlich sehe für ein gemeinsames Abendmahl "vom Gros unserer Seite keine Hemmnisse". Zugleich sei ihm auch die Ungeduld mancher Gläubigen in der katholischen Kirche bekannt. Allerdings habe er manchmal das Gefühl, diese Ungeduld sei "eher hinderlich", sagte Kock der Nachrichtenagentur AP.

Bundespräsident Johannes Rau hatte am Samstagabend vor rund 4.000 Menschen auf dem Rathausmarkt zu einem Einsatz für die Wahrung der Grundrechte im Alltag aufgefordert. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse sagte bei einem Gedenkgottesdienst für die Opfer des Konzentrationslagers Neuengamme, gebraucht werde mehr Widerstand gegen Hass, Intoleranz und Gewalt in Deutschland.

ZdK-Vizepräsidentin Annette Schavan sagte, politische Themen seien "nicht mehr so spektakulär" diskutiert worden. Deswegen sei das Treffen aber keineswegs unpolitisch gewesen. ZdK-Präsident Meyer rief die Christen zu mehr gesellschaftlichem Engagement auf. Die Christen müssten sich "in ökumenischer Geschwisterlichkeit" den Herausforderungen der Zeit stellen.

(RPO Archiv)
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