Mutmaßlicher Täter suchte offenbar europaweit Kontakte Kannibalen-Opfer verblutete langsam

München/Hamburg (rpo). Das Opfer des mutmaßlichen Kannibalen starb wahrscheinlich später als bislang berichtet. Nach der Amputation seines Geschechtsteils verblutete Holger B. Stunden später. Seine Ex-Freundin bezeichnete ihn unterdessen als "Kuscheltypen".

Der Kannibalismus-Fall von Rotenburg wird die Ermittler wahrscheinlich noch monatelang beschäftigen. Das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtete am Freitag, die hessischen Ermittler hätten Hunderte von Datenträgern, Chat-Protokollen und E-Mails des mutmaßlichen Kannibalen Armin M. sichergestellt. Dieser habe europaweit Kontakte gesucht, hieß es in dem Vorabbericht. Mehrere Personen, die mit ihm in Verbindung gestanden hätten, seien bereits überprüft worden.

"Um alle Spuren auszuwerten, werden wir Monate brauchen", zitierte das Magazin einen Ermittler des hessischen Landeskriminalamtes. "Jeder Name und jede Telefonnummer", die der mutmaßliche Menschenfresser in Computer gespeichert habe, werde überprüft. "Focus" zufolge bringen die Ermittler vor allem eine Person, die unter Pseudonym im Umfeld der Internet-Korrespondenz von M. auftaucht, mit einer Bluttat in Verbindung.

Das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtete derweil Einzelheiten über das Leben des Opfers, des Berliner Computerexperten Bernd Jürgen B. So schildere die ehemalige Lebensgefährtin des Opfers, Bettina L., die den Computerexperten 1996 kennen gelernt und zeitweise mit ihm zusammengelebt hatte, das Opfer als einen lieben und verantwortungsbewussten "Kuscheltypen". Ein "Doppelleben über einen längeren Zeitraum" halte sie für undenkbar, zitierte das Blatt die Anwaltsgehilfin. So habe ihr Exfreund ihr auch gestanden, dass er sich in einen Mann verliebt habe.

Dem "Spiegel" zufolge schaltete ein Freund des Opfers die Polizei ein, als Bernd Jürgen B. in der Nacht zum 10. März vergangenen Jahres verschwand. Die Polizei, die die Wohnung später mit Leichenhunden überprüft habe, habe jedoch nichts gefunden. Erst am 10. Dezember 2002 habe die Anzeige eines Österreichers die Polizei auf die richtige Spur geführt, heißt es weiter. Wegen des Verdachts der Gewaltverherrlichung hätten die Ermittler das Haus des mutmaßlichen Täters untersucht. Dieser habe sich daraufhin mit seinem Anwalt besprochen und sich danach der Polizei gestellt.

Nach Erkenntnissen der Ermittler habe der mutmaßliche Menschenfresser sein Opfer am Bahnhof in Kassel abgeholt, berichtete der "Spiegel" weiter. Auf der Fahrt nach Rotenburg hätten beide dann die Einzelheiten der geplanten Tötung besprochen. Im Haus angekommen, habe Bernd Jürgen B. dann Schlaftabletten genommen. Diese hätten jedoch nicht gewirkt, worauf die beiden den Versuch abgebrochen hätten und zurück nach Kassel gefahren seien. Dort habe das Opfer dem mutmaßlichen Täter gesagt, dass er es erneut versuchen wolle, woraufhin beide neue, stärkere Betäubungsmittel gekauft hätten.

Gegen 18.30 Uhr sei das Geschlechtsteil schließlich amputiert worden, berichtet des Magazin weiter. Nach Aussage von Armin M. habe das Opfer ihn dann gebeten, ihn allein und unter Einfluss der Medikamente sterben zu lassen. In den frühen Morgenstunden des nächsten Tages sei Bernd Jürgen B. verblutet. Erst danach habe ihn der Täter dann vor laufender Kamera zerteilt.

(RPO Archiv)
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