Frankfurt/Main Kampf um die Grüne Soße

Frankfurt/Main · Für Rainer Schecker ist es weit mehr als eine Mischung aus sieben Kräutern. "Frankfurt hat nicht viele Dinge wie die Grüne Soße, umso mehr müssen wir auf solche Sachen aufpassen", sagt Schecker. Für den Gärtner aus dem Stadtteil Oberrad ist die mundartlich "Grie Sos" genannte Spezialität mit frischen Zutaten der Region ein Kulturgut, das es gegen Verfälschung und Nachahmer zu schützen gilt. Wie beispielsweise gegen ein in Berlin ansässiges Unternehmen, das die Kräutermischung als Tiefkühlprodukt anbietet. Mittlerweile beschäftigt dieser Zwist das Bundespatentgericht in München, das heute über den Streit verhandelt.

Gemeinsam mit weiteren Mitstreitern aus Oberrad, wo traditionell die Kräuter für die Soße – Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch – angebaut werden, gründete Schecker den "Verein zum Schutz der Frankfurter Grünen Soße".

Die Oberräder Gärtner streben seit mehreren Jahren für die Grüne Soße einen Status an, wie sie beispielsweise der Parmaschinken besitzt: Seit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs darf nur Schinken unter diesem Namen verkauft werden, der auch tatsächlich in der italienischen Stadt Parma produziert wurde. Für die traditionelle Grüne Soße, fordern die Gärtner, müssen die Zutaten aus der Frankfurter Gemarkung oder aus den an sie angrenzenden Gemeinden stammen. Es schade dem Ruf der Grünen Soße Betriebe, wenn ein Hersteller eine tiefgefrorene Kräutermischung mit dem Original in Verbindung bringe und der Großteil der Zutaten nicht aus dem Frankfurter Raum stamme. Die Grüne Soße sei auch kein Fertigprodukt, sondern "muss ganz frisch verzehrt werden", sagt Schecker.

Gegen den Versuch, die Frankfurter Spezialität entsprechend zu schützen, wehrt sich das Berliner Unternehmen Grötsch. Falls die Herkunft der Zutaten für die Kräutermischung Bestandteil des Markenschutzes würde, bestehe laut einem Firmensprecher die Gefahr, dass das Unternehmen das Produkt vom Markt nehmen müsse.

Der Oberräder Gärtner Reinhold Scondo, ebenfalls Mitglied im Verein zum Schutz der Frankfurter Spezialität, gewinnt dem Konflikt auch etwas Positives ab. Der Streit sei doch eine gute Werbung.

(RP)
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