Polizei lässt Verdächtigen wieder gehen Julia ist ermordet worden

Gießen/Bremen (rpo). Die achtjährige Julia aus Mittelhessen ist ermordet worden. Eine DNA-Analyse bestätigte die Vermutung, dass es sich bei der am Mittwoch gefundenen verbrannten Kinderleiche um das vermisste Mädchen handelt. Der Tatverdacht gegen einen festgenommen Mann hat sich nicht bestätigt.

Er wurde am Donnerstagnachmittag nach intensiven Vernehmungen auf freien Fuß gesetzt, wie der Gießener Oberstaatsanwalt Reinhard Hübner auf Anfrage mitteilte. Näheres soll am Nachmittag bekannt gegeben werden. Der Mann war bereits am Mittwoch festgenommen worden.

Gegen ihn bestand nach Darstellung der Polizei ein "gewisser Tatverdacht", weil er sowohl "Beziehungen" nach Biebertal - dem Wohnort Julias - als auch nach Niddatal habe, dem Fundort der Leiche. Die verbrannte Leiche des Kindes war in der Nacht zu Mittwoch in einem Waldstück bei Niddatal gefunden worden.

Die achtjährige Julia aus Biebertal bei Gießen starb an starken Verletzungen am Kopf. Ihre verbrannte Leiche war in der Nacht zum Mittwoch in einem Waldstück gefunden worden. Ein Fahrradfahrer hatte einen brennenden Holzstapel gesehen, unter dem die Polizei die Leiche fand. Die Obduktion am Mittwoch hatte zuvor noch keinen einwandfreien Aufschluss über die Identität der Toten ergeben.

Die Eltern der Achtjährigen sind nach Darstellung von Julias Onkel in den vergangenen Tagen "durch das tiefste Tal gegangen, durch das Menschen überhaupt gehen können". Noch am Mittwoch, als in Niddatal eine Leiche gefunden worden war, hätten sie einen Funken Hoffnung gehabt. Das Mitgefühl vieler Menschen habe "den Schmerz nicht gemildert, ihn aber erträglicher gemacht", sagte Julias Onkel, der evangelische Pfarrer Hans Thome. Er bat die Medien im Auftrag von Julias Eltern, diesen nicht "zu nahe" zu kommen. Sie bräuchten die Intimsphäre, um zu trauern. Das Haus von Julias Eltern in Biebertal bei Gießen wurde von der Polizei am Donnerstagvormittag abgeriegelt.

Im Zusammenhang mit dem Tod Julias rückt auch wieder der ungeklärte Fall Johanna Bohnacker ins Blickfeld. Das damals ebenfalls acht Jahre alte Mädchen, das ähnlich aussieht wie die ermordete Julia, war im September 1999 aus Ranstadt-Bobenhausen (Wetteraukreis) verschwunden und im April 2000 tot in einem Wald im Vogelsberg gefunden worden. Ihr Wohnort liegt nach Angaben der Polizei in Friedberg nur etwa 20 Kilometer vom Fundort von Julias Leiche in Niddatal entfernt.

Auch im Fall der vermissten zehn Jahre alten Adelina aus Bremen schließt die Polizei ein Verbrechen nicht mehr aus. "Wir ermitteln in alle Richtungen und hoffen, dass das Mädchen noch gefunden wird", sagte Polizeisprecher Karl-Heinz Frantzen am Donnerstag, "aber wir müssen auch von einer Straftat ausgehen". Die 30-köpfige "Soko Adelina" überprüft unter anderem bekannte Sexualstraftäter. Adelina verschwand vor einer Woche auf dem Heimweg von ihrem Urgroßvater zu der nur 150 Meter entfernten Wohnung ihrer Mutter.

Die achtjährige Julia aus Hessen war am Freitagabend der vergangenen Woche verschwunden. Sie war zuletzt auf einem Spielplatz gesehen worden. Die aufwendige Suche nach ihr war am Dienstag nach vier Tagen zunächst abgebrochen worden. Zuvor hatten bis zu 1.100 Polizisten im Umkreis von Biebertal rund 30 Quadratkilometer durchforstet. Hessens Ministerpräsident Roland Koch und Innenminister Volker Bouffier (beide CDU) zeigten sich "bestürzt über das brutale Verbrechen" an der achtjährigen Julia.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort