Madrid Juan Carlos' Schwiegersohn sagt aus

Madrid · Unrühmliche Premiere in der Geschichte der spanischen Monarchie: Zum ersten Mal hat ein Angehöriger des Königshauses im Zuge eines Finanzskandals vor Gericht erscheinen müssen. Iñaki Urdangarín, Schwiegersohn von König Juan Carlos, beteuerte bei seiner Vernehmung am Wochenende durch einen Ermittlungsrichter in Palma de Mallorca seine Unschuld. "Ich erscheine heute hier, um meine Unschuld, meine Ehre, meine Professionalität zu beweisen", sagte der ehemalige Handballer. Er habe mit den – von der Justiz untersuchten – Geldgeschäften nichts zu tun gehabt, betonte der 44-Jährige, der seit 2009 in Washington lebt.

Dem Ehemann von Prinzessin Cristina (46) wird vorgeworfen, Geld in Millionenhöhe in falsche Kanäle geleitet zu haben, als er der gemeinnützigen Noos-Organisation von 2004 bis 2006 vorstand. Er soll als Chef der Stiftung Fördergelder kassiert und einen Teil davon auf private Konten abgezweigt sowie in Steuerparadiese ins Ausland geschafft haben.

Urdangarín schob die Verantwortung für die angeblich krummen Geschäfte seinem damaligen Partner Diego Torres zu. Er habe als Präsident der Stiftung lediglich Kontakte hergestellt, sich aber nicht um die konkrete Verwendung der Gelder gekümmert.

Der königliche Schwiegersohn wies Verdächtigungen zurück, dass seine Frau ebenfalls in die Affäre verwickelt gewesen sei. Die Infantin Cristina war Teilhaberin einer der Firmen, die dazu gedient haben soll, Gelder der Stiftung auf private Konten zu schleusen. Seine Frau sei in die Geschäfte nicht einbezogen worden, betonte Urdangarín. Dem Gericht liegt ein Antrag vor, auch gegen die Königstochter zu ermitteln. Nach der spanischen Verfassung ist allein der König vor Strafverfolgung geschützt.

Bei Beginn des Verhörs hatten vor dem Gericht etwa 500 Menschen gegen Korruption und die Monarchie demonstriert. Sie beschimpften den Herzog beim Betreten des Gebäudes. Der Richter Castro wurde dagegen mit Beifall empfangen.

Urdangarín hatte von dem Gericht die Genehmigung erhalten, mit dem Auto bis zum Eingang des Gebäudes vorzufahren. Normalerweise müssen Beschuldigte eine Strecke von gut 30 Metern zu Fuß zurücklegen. Der Herzog nahm die Sonderregelung jedoch überraschenderweise nicht in Anspruch. Er schritt zusammen mit seinem Anwalt an Kameras und Fotografen vorbei zum Gerichtseingang. Seine Frau Cristina hatte ihren Mann nach Mallorca begleitet.

Nach Abschluss des Verhörs muss der Richter entscheiden, ob Urdangarín eine Kaution hinterlegen oder sonstige Auflagen erfüllen muss. Diese Entscheidung wird für die kommenden Tage erwartet.

Der Finanzskandal hat das Ansehen des spanischen Königshauses angekratzt. Der Monarch war nach der Einleitung der Ermittlungen gegen Urdangarín auf Distanz zu seinem Schwiegersohn gegangen und hatte ihn von offiziellen Terminen des Königshauses streichen lassen.

(RP)
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