Freilassung in drei Gruppen geplant Jolo: Neuer Vorschlag

Manila/Jolo (dpa). Zu Beginn des fünften Monats im Geiseldrama auf der südphilippinischen Insel Jolo haben Vorschläge der Kidnapper zur Freilassung der Entführten neue Hoffnung auf ein baldiges Ende des Nervenkriegs geweckt. Demnach sollen die Gefangenen in drei Gruppen freikommen, berichtete der Unterhändler Farouk Hussein am Mittwoch. Vorrang solle dabei den vier weiblichen Geiseln eingeräumt werden. Dies hätten die Entführer von der militanten Moslemgruppe Abu Sayyaf während eines Treffens mit ihm am Vortag vorgeschlagen.

Bei den vier Frauen handelt es sich um die Französin Sonia Wendling, die Libanesin Marie-Michel Moarbes, die Südafrikanerin Monique Strydom sowie die französische Fernsehjournalistin Maryse Burgot. Bis auf die Reporterin waren alle vor vier Monaten von der malaysischen Taucherinsel Sipadan nach Jolo verschleppt worden.

"Es liegt jetzt in unserer Hand", sagte Hussein. "Wenn wir schnell vorgehen, könnten alle innerhalb einer Woche frei sein." Auch Chefvermittler Roberto Aventajado zeigte sich zuversichtlich: "Ich will nicht wie eine kaputte Schallplatte klingen, aber ich bin immer noch optimistisch, dass wir in allernächster Zeit die Geiseln freibekommen."

Libyen spielt eine Schlüsselrolle

Hussein sagte, er wolle die Vorschläge der Kidnapper den anderen Unterhändlern am Donnerstag vorlegen, darunter dem Gouverneur der Provinz Sulu, Abdusakur Tan, und dem libyschen Diplomaten Rajab Azzarouk. Libyen spielt eine Schlüsselrolle in den Vermittlungen. "Wenn sie darauf hören, wird diese Sache bald vorbei sein", sagte er.

Vermittlerkreisen zufolge war die Freilassung am Wochenende gescheitert, weil Libyen offenbar versuchte, das Lösegeld für jede Geisel von einer Million US-Dollar auf 700 000 zu drücken. Bei neuen Verhandlungen solle nun entweder mehr Geld fließen oder der Forderung der Entführer zugestimmt werden, die Gefangenen in mindestens zwei Gruppen und nicht alle zusammen gehen zu lassen, hieß es. Die Kidnapper fürchten einen Militärschlag für den Fall, dass sie alle Gefangenen auf einmal auf freien Fuß setzen.

Die philippinischen Behörden bereiten derweil Anklagen gegen die Geiselnehmer auf Jolo vor. "Diese Leute müssen unsere Gesetze mit aller Macht zu spüren bekommen und die Konsequenzen ihrer illegalen Handlungen tragen", erklärte der Polizeichef der südlichen Provinz Sulu, Candido Casimiro, am Mittwoch.

Nach der Freilassung der letzten drei malaysischen Gefangenen am vergangenen Wochenende befinden sich noch immer zwölf westliche Geiseln und ein Philippiner in der Hand der Entführer, darunter Marc und Werner Wallert aus Göttingen. Unter den Geiseln sind auch drei französische Fernsehjournalisten, die Anfang Juli gefangen genommen wurden.

(RPO Archiv)
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