Es ist 20 Jahre her, dass uns Samuel L. Jackson und John Travolta lehrten, dass man eine Frage niemals mit einem "Was?" beantworten sollte. Zumindest nicht, wenn man gerne noch weiterleben würde. In Quentin Tarantinos "Pulp Fiction" spielte John Travolta 1994 den Profikiller Vincent Vega und sagte eiskalt Sätze wie "Oh Mann, ich hab Marvin ins Gesicht geschossen", während er selbst blutverschmiert in einem fahrenden Wagen saß und sich sauber machte. "Pulp Fiction" war Travoltas Comeback nach vielen schlechten Rollen und falsch gewählten Filmen in den 1980er Jahren. Seine Karriere war plötzlich im Keller, doch Tarantinos Gewaltorgie brachte ihm eine Oscar-Nominierung ein. 1994 zierte Travolta als "Mister Cool" gleich vier Mal das Cover des US-amerikanischen Magazins "Rolling Stone" — so oft wie kaum ein anderer.

John Travolta ist bis heute "Mister Cool" geblieben: die eisblauen Augen, das schwarze Haar, das scharfkantige, eckige Gesicht, das markante Kinngrübchen — ein Mensch, aus dessen Blick man nicht recht schlau wird. Travolta, der heute seinen 60. Geburtstag feiert, hat das charmante Lächeln immer noch drauf, nur der Haaransatz ist inzwischen schütter.

Als Tony Manero in "Saturday Night Fever" wurde er 1977 über Nacht zum Superstar. Millionen Teenager rund um den Globus fanden sich in der Geschichte um den tanzbegeisterten New Yorker Underdog wieder — die Disco-Ära war geboren. John Travolta ließ auf der Tanzfläche zu den groovigen Songs der Bee Gees die Hüften kreisen, anspielungsreich und doch unschuldig wie kein anderer zuvor. Die Rolle brachte Travolta, das jüngste von sechs Kindern einer Familie mit italo-irischen Vorfahren, in Hollywood auf Erfolgskurs. In dem Hit-Musical "Grease" (1978) verführte Travolta erneut mit Hüftschwung, Schmalzlocke und Koteletten nicht nur seine blond gelockte Filmpartnerin Olivia Newton-John. Travolta versprühte im Halbstarken-Look einen unglaublichen Charme und glänzte als begnadeter Tänzer in der Tradition eines Gene Kelly oder Fred Astaire.

Seither hat sich Travolta in verschiedenen Rollen als zugkräftiger Star bewiesen. In der Hollywood-Satire "Schnappt Shorty" (1995) spielte er den schmierigen Gangster Chili, der vom Filmgeschäft träumt. In dem Psychodrama "Im Körper des Feindes" (1997) machte er als FBI-Agent Jagd auf einen Terroristen. In der Politsatire "Mit aller Macht — Primary Colours" (1998) umwarb er als US-Präsidentschaftskandidat die Wähler. Politregisseur Constantin Costa-Gavras holte ihn als verzweifelten Familienvater und Geiselnehmer in "Mad City" vor die Kamera. In dem Hightech-Actionthriller "Passwort: Swordfish" (2001) agierte er an der Seite von Halle Berry als psychopathischer Terrorist. Im Musical "Hairspray" tanzt er 2007 wieder, diesmal in Frauenkleidern.

In den vergangenen Jahren jedoch machte Travolta vor allem mit einer privaten Tragödie Schlagzeilen. An Neujahr 2009 starb Jett, der 16-jährige Sohn des Schauspielerpaares, während eines Urlaubs auf den Bahamas. Der Junge litt seit Jahren an Krampfanfällen. Im Herbst 2010 brachte Kelly Preston mit 48 Jahren Söhnchen Benjamin zur Welt. Tochter Ella Bleu ist jetzt 13 Jahre alt. Die Familie lebt im US-Staat Florida. Als Hobby-Pilot besitzt Travolta mehrere Flugzeuge, darunter eine Boeing 707.

Nach dem Tod seines Sohnes wollte Travolta mit dem Filmemachen aufhören. "Ich war an gar nichts mehr interessiert", sagte er 2012. Erst langsam sei die Einsicht gekommen, dass Arbeit helfen könnte. Mit "Frida"-Star Hayek (47) plant Travolta sein nächstes Projekt. Anfang Februar war bekannt geworden, dass sie in dem Familiendrama "A Three Dog Life" als Ehepaar vor die Kamera treten. Der Film beruht auf den Memoiren der amerikanischen Autorin Abigail Thomas, deren Ehemann bei einem Autounfall schwere Gehirnverletzungen erlitt. Eine schwierige Rolle, die Travolta mit 60 Jahren als Erstes anpackt.