Düsseldorf Jahrhundertregen über Berlin

Düsseldorf · Mehr als 150 Liter Regen pro Quadratmeter fielen in Berlin - und das innerhalb von 18 Stunden. In Brandenburg gab es sogar 260,6 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden. Zeitgleich ist der Juni 2017 der viertwärmste seit 1881.

Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller und Wasser in den U-Bahn-Schächten - die Feuerwehr hat in Berlin den Ausnahmezustand ausgerufen. Seit Donnerstagmittag wurde die Hauptstadt stundenlang von starken Regenfällen heimgesucht. Es mussten Straßen gesperrt werden, viele Maschinen konnten am Flughafen Tegel nur eingeschränkt starten oder landen, rund 180 Menschen mussten die Nacht am Flughafen verbringen. Noch gestern Morgen kämpften 600 Berufsfeuerwehrleute gegen die Wassermassen. Aus einem unterspülten Haus mussten die Anwohner zunächst evakuiert werden, ein Statiker schloss Einsturzgefahr jedoch aus.

Nach Angaben der Berliner Wasserbetriebe fielen seit Donnerstagmittag in Spandau 153 Liter Regen pro Quadratmeter, in Wilmersdorf 150 Liter, wie Sprecher Stephan Natz sagte. "Durchschnittlich für Berlin sind rund 580 Liter im Jahr. Es ist also die Menge eines Vierteljahres innerhalb von 18 Stunden gefallen." Solche Ereignisse wiederholten sich statistisch gesehen nur alle 100 Jahre. Die Wetterstation Tegel registrierte nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes die höchste Regenmenge in Berlin: 197 Liter. Übertroffen wurde der Wert noch von Oranienburg - dort maß der Wetterdienst Meteogroup "sagenhafte" 260,6 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden.

Die heftigen Regenfälle hatten das Kanalsystem überfordert. Weder Klärwerke noch unterirdische Speicher konnten die Wassermassen aufnehmen, Schmutzwasser lief in Berliner Gewässer. Das Landesamt für Gesundheit riet vom Schwimmen in Berliner Badeseen ab. Die starken Regenfälle hatten nicht nur Berlin, sondern auch andere Teile im Norden und Osten Deutschlands getroffen. Der Schweriner See, der Tollensesee sowie die Mecklenburger Oberseen wie Müritz, Kölpinsee, Fleesensee und Plauer See erreichten ihre oberen Stauziele fast, wie Umweltminister Till Backhaus (SPD) mitteilte.

Immer wieder sorgte der Juni für heftige Regenfälle, Hagel, Gewitter und schwere Sturmböen in weiten Teilen Deutschlands. Ungewöhnlich sei das aber nicht: "Im Sommermonat Juni beginnt die Gewitterzeit", sagt Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst. Mit rund 83 Litern pro Quadratmeter lag der Niederschlag im Juni zwar etwa im Durchschnitt, doch habe es extreme regionale Unterschiede gegeben: Was die einen zu viel an Niederschlag hatten, fehlte anderen.

Nach den ersten Auswertungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist dieser Juni mit einer Durchschnittstemperatur von 18 Grad der viertwärmste seit 1881, jenem Jahr in dem mit den regelmäßigen Temperaturmessungen begonnen wurde. Wärmer waren nur die Juni-Monate in 2003, 1930 und 1917. Ausgerechnet am Siebenschläfertag am 27. Juni war das Wetter vielerorts wechselhaft und regnerisch. "Das heißt jetzt aber nicht, dass das sieben Wochen so bleibt", sagt DWD-Meteorologe Sebastian Schappert. "Es wird eher wechselhaft bleiben mit kurzen ruhigen Perioden, in denen es schön wird."

(RP/dpa)
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