Jahresrückblick 2012 Konzernzentrale ist scheibchenweise verschwunden

Leverkusen · Es war jahrelang das höchste Hochhaus im Land: 31 Etagen auf gut 122 Metern, mit Platz für 1200 Mitarbeiter. Das W1 war knapp 40 Jahre die Konzernzentrale der Bayer AG. In diesem Jahr wurde es scheibchenweise demontiert.

Das Hochhaus wurde im Jubiläumsjahr – Bayer feiert 1963 seinen 100. Geburtstag – als neues Verwaltungsgebäude eingeweiht. Entworfen wurde es von den Architekten Hentrich, Petschnigg & Partner und von 1960 bis 1963 errichtet. Nach dem gescheiterten Versuch, das Haus in eine große Medienfassade umzubauen, wurde im Januar 2011 bekannt, dass es binnen eines Jahres abgerissen werden soll.

Vom Bayer-Hochhaus wird letztlich nur der Keller übrig bleiben. Dort ist Technik für umliegende Gebäude untergebracht. Eigentlich hatte der Bayer-Vorstand ganz andere Pläne für das einstige Verwaltungsgebäude: 2007, als die Konzernzentrale längst nach nebenan umgezogen war, sollte das Hochhaus eigentlich bereits abgerissen sein, dann entschloss sich der Konzern, daraus die größte Medienfassade der Welt zu machen.

Mehr als 21.000 Unterschriften für Erhalt

Auf der Fassade sollte Tag und Nacht das Bayer-Kreuz in Farbe strahlen. Moderner und bunter als der alte Schriftzug aus den 50ern, der an zwei Masten auf einem Gebäude neben der B8 hing. Doch weder die Technik spielte mit, noch zeigten sich die Leverkusener begeistert: Mehr als 21.000 Unterschriften sammelten die Kreuzretter für den Erhalt, darunter Signaturen von Promis wie den Kölsch-Rockern von Brings.

Die Kölner Firma ag4 sollte als Generalunternehmen das Bayer-Hochaus in die Medienfassade verwandeln. Millionen Leuchtdioden sollten W 1 zu einer vielbeachteten Projektionsfläche machen - doch es gab wegen Problemen mit den Leuchtdioden immer wieder Verzögerungen. Im Januar 2011 stampfte Bayer die Vision ein, kündigte den Abriss von W 1 an. Das Kölner Unternehmen musste Insolvenz anmelden.

Mitte 2011 begann dann die Entkernung, fast alle Materialien wie Makrolon, Aluminium, Stahl und Beton sind wiederverwertbar. Eine Sprengung war wegen des dicken Stahls nicht möglich. Den Stahlmantek, an dem die LED für die Medienfassade befestigt worden sind, hat Bayer ebenso wie die LED als Schrott verkauft.

Eine Etage pro Woche

Im Frühjahr begann dann der eigentliche Abriss. Ende Februar wurde ein etwa 170 Meter hoher Kran aufgebaut, der die mit Spezialsägen nass geschnittenen oder durchgebrannten, bis zu 50 Tonnen schweren Etageneinzelstücke, zur Ablagestelle auf dem Parkplatz gegenüber des BayKomm schwenkte.

Sägeblätter mit bis zu zwei Metern Durchmesser zerteilten einen Etagenboden in rund 15 zwölf mal acht Meter große Platten. So wurde pro Woche etwa eine Etage zurückgebaut.

Weil bei den oberen Etagen die Böden dicker sind, dauerte es dort zwei bis drei Wochen pro Etage." Bayer will mit der Demontage inklusive Begrünung über dem W1-Keller im Frühjahr 2013 fertig sein.

(irz)
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