Der große Jahresrückblick Im Bett mit dem iPad

Düsseldorf · Groß wurde es Anfang des Jahres angekündigt und sehnsüchtig warteten nicht nur Apple-Jünger darauf, das erste iPad in den Händen zu halten. Eine Revolution sollte das Gerät auslösen, als Wunderflunder wurde es bezeichnet und wieder einmal ging das iPad wie die meisten neuen Apple-Geräte wie warme Semmeln über die Ladentische. Nach einigen Monaten kann man durchaus sagen, dass das Gerät viel verändert hat.

So funktioniert das iPad
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Foto: DDP

Die Marketingmaschinerie von Apple funktionierte auch beim iPad phänomenal. Monate im Voraus kursierten im Internet immer wieder kleine Details zum neuen Produkt. Ein Tablet-PC sollte da kommen, viel größer als ein Mobiltelefon, kleiner als ein Notebook und irgendwie auch ein Konkurrent zu Amazons Lesegerät "Kindle". Das perfekte Gerät also, zum Lesen und zum Surfen.

Die offizielle Produktvorstellung im Januar durch Steve Jobs befeuerte den Hype um das Gerät nur noch mehr. Erst im April sollten die ersten Geräte in die Läden kommen, Zeit genug also, in regelmäßigen Abständen weitere Informationshäppchen zu lancieren.

So erschienen erste Testvideos von extra für das iPad geschneiderten Applikationen, von Lieferschwierigkeiten war die Rede, ständig machten neue Zahlen der vorbestellten Geräte die Runde. Offizielles gab es dazu natürlich nicht.

Im April war es dann endlich soweit. Apple-Jünger campten vor den großen Stores des Technikunternehmens. Das erste iPad aus dem New Yorker Laden an der Fifth Avenue erstand sogar ein Deutscher, der Journalist Richard Gutjahr — von der Apple-Belegschaft wurde er daraufhin gebührend gefeiert, als sei er der erste Mann auf dem Mond, obwohl er nur vor dem Shop campiert hatte, um ein paar hundert Dollar für ein Gadget auszugeben.

Das Gerät wurde zum einem Verkaufsrenner. Bis Oktober verkaufte Apple mehr als sieben Millionen iPads. Das Weihnachtsgeschäft dürfte dafür sorgen, dass Apple bis Ende des Jahres die die Zehn-Millionen-Marke knackt. Wie viele Geräte davon in Deutschland verkauft worden sind — darüber lässt sich nur spekulieren.

Studien und Hochrechnungen wollen herausgefunden haben, dass in Deutschland rund 500.000 Geräte kursieren. Doch warum ist das so? Warum greifen so viele Menschen zu einem Gerät, deutlich unhandlicher als ein Telefon und deutlich begrenzter in den Funktionalitäten als ein Notebook? Vielleicht kann man es auf folgenden Grund herunterbrechen: weil es praktisch ist.

Nein, das iPad ist kein Computer, auf dem man arbeiten kann. Aber das iPad ist groß genug, um Dinge darauf zu lesen, und klein genug, um es fast überallhin mitzunehmen. Ich war mit dem iPad im Urlaub und bin mit Hilfe der Kartenfunktion vom Flughafen in Florenz zu dem Hotel in der Innenstadt gelangt. Ich gucke auf dem iPad Fernsehserien und ganze Filme — denn dafür ist der kleine Bildschirm perfekt, die Auflösung ebenfalls und auch der Sound reicht völlig aus. Ich lese und beantworte Mails.

Meine allerliebste Nutzung ist die, die ich laut ersten Statistiken mit der Mehrheit der iPad-Nutzer teile: das Lesen im Internet. RSS-Feeds, meine Facebookmitteilungen, Webseiten, all das lässt sich wunderbar auf dem iPad konsumieren.

Ich nehme das iPad mit aufs Sofa — so wie es Steve Jobs Anfang des Jahres bei der Vorstellung des Gerätes auch vorgemacht hat. Ich nehme das iPad mit in die Küche, um dort ein gerade recherchiertes Rezept auszuprobieren. Ich nehme das iPad mit ins Bett, um abends noch schnell einen Blick in die Zeitung von morgen zu werfen — oder nochmal schnell meine Mails zu checken, einen Blick in den Twitter-Strom zu werfen oder mich am Morgen danach über die Geschehnisse der Nacht zu informieren. Alles Dinge, die ich früher erst nach dem umständlichen Hochfahren meines Notebooks gemacht habe oder unpraktisch auf dem Handy.

Das iPad ersetzt diese Geräte nicht, es ergänzt sie. Zum Fotos bearbeiten, Videos schneiden, Präsentationen vorbereiten, aber auch zum Schreiben längerer Texte eignet sich das iPad nicht. Nicht, weil es dafür nicht die passende Applikation gibt — gibt es bestimmt! - sondern weil es dafür dann doch zu klein und die Tastatur zu unpraktisch ist. Zu einer Wunderflunder macht es das iPad deshalb nicht. Missen möchte ich es in meinem Alltag definitiv nicht.

(RPO)
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