Jahresrückblick 2011 Hoffen und Bangen um die DEG

Düsseldorf · Das Zittern um die Zukunft der DEG hat 2011 das sportliche Geschehen auf dem Eis in den Hintergrund gerückt. Im Mai verkündete Hauptsponsor Metro den Ausstieg. Der bis April 2012 datierte Vertrag mit den Rot-Gelben wird nicht verlängert. Wirklich überrascht hat den Ausstieg niemand. Bereits Monate zuvor pfiffen es die Spatzen von den Dächern.

DEL-Play-offs 10/11, 3. Viertelfinale: DEG - Mannheim
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Bis Dezember gab es keine Neuigkeiten zur Zukunft der DEG. Dafür gab es am 7. Dezember eine große Überraschung: Auf einer Pressekonferenz teilten Aufsichtsratschef Joachim Suhr und Geschäftsführer Lance Nethery mit, dass sie ihre Posten räumen würden, um so den Weg für eine Rettung der DEG freizumachen. Suhr trat sofort zurück. Nethery kündigte an, dass er seine Position als Geschäftsführer möglichst bald abgeben möchte. Seinen Vertrag als Sportlicher Leiter wolle er noch bis zum 30. April 2012 erfüllen. Stattdessen übernahm der Stammverein wieder die Macht über die ausgegliederte Profi-Abteilung.

Vereinspräsident Markus Wenkemann, Vize-Präsident Manfred Kirschenstein, Schriftführer Frank Merry, Jugendobmann Peter Mörsch und Schatzmeister Detlef Kemen haben aufgrund ihres GmbH-Anteils von 50,4 Prozent nun das Sagen an der Brehmstraße. Die Metro hat ihre Anteile von 12,4 Prozent nach dem Rückzug für einen symbolischen Euro verkauft. Doch wieso kam es zu diesen personellen Konsequenzen?

Ein Paukenschlag auf der Gesellschafterversammlung der DEG Metro Stars GmbH hatte am Vorabend für den Machtwechsel bei der DEG gesorgt. Stein des Anstoßes war der Tagesordnungspunkt Liquidation der Spielbetriebs-GmbH. Suhr und Nethery wollten die Möglichkeit beschließen, die Liquidation zum 30. April 2012 einzuleiten. Die Crew um Wenkemann hielt diesen Schritt für das falsche Zeichen. Dabei spielt ein Satz, den Wenkemann gesagt haben soll, die zentrale Rolle: "Wir spielen im nächsten Jahr in der DEL, der Etat ist gedeckt. Es gibt Geldgeber, die aber nur in eine DEG ohne Nethery und Suhr investieren wollen". Auch Ben Zamek als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender räumte seinen Posten.

Schmellenkamp kehrt zurück

Eine Lösungspaket für die Zukunft hat die neue Führungscrew noch nicht, angeblich aber ein solides Sponsorenfundament. Es ist davon auszugehen, dass die DEG in der nächsten Saison allenfalls mit einem schmal budgetierten Team an den Start gehen wird. Ein Szenario, dass Suhr wohl nicht wirklich gepasst hätte. Zudem fehlte dem Duo Suhr/Nethery zuletzt offenbar auch der Optimismus.

Am 20. Dezember gab es die erste große Erfolgsmeldung in Sachen Sponsorensuche: Unternehmer Peter Hoberg stellt der DEG für die nächste Saison 700.000 Euro zur Verfügung.

Erste wichtige Personal-Entscheidung nach dem Machtwechsel an der Brehmstraße : Elmar Schmellenkamp übernimmt ab sofort wieder den Geschäftsführerposten. Schmellenkamp hatte bereits von 2000 bis 2010 die Geschicke des Traditionsklubs geleitet.

Trauer um Dietrich

Im September trauerte die DEG um Robert Dietrich. Der ehemalige DEG-Crack war bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Mit an Bord war die komplette Mannschaft von Lokomotive Jaroslawl. Dietrich war erst im Sommer von Mannheim zum russischen Topclub gewechselt. Kein Spieler des Teams überlebte den Absturz. Die DEG Fans ehrten Dietrich mit Kerzen und Blumen, die sie vor der Geschäftsstelle niederlegten.

Erneutes Aus gegen Berlin

Sportlich lief es bei der DEG gut, das große Happyend in Form des Meistertitels blieb aber aus. Wieder Mal scheiterten die Düsseldorfer am Angstgegner Eisbären Berlin. 2006 und 2009 verloren die Rot-Gelben im Finale gegen die Bundeshauptstädter. Dieses Mal war wie im Jahr 2008 im Halbfinale Endstation.

Dass die DEG überhaupt ins Halbfinale kam, war zu Beginn der Saison 2010/2011 nicht unbedingt zu erwarten. Nach nur vier Siegen aus den ersten elf Partien steckte das Team von Trainer Jeff Tomlinson im Tabellenkeller fest. Die DEG brachte das Kunststück fertig an einem Wochenende zweimal mit 4:7 zu verlieren: Erst gegen Iserlohn und dann in Straubing.

Ausgerechnet gegen Meister Hannover gelang mit einem 4:2-Sieg der Befreiungsschlag. Im nächsten Spiel gab es einen atemberaubenden 9:0-Erfolg in Nürnberg. Mit insgesamt sechs Siegen aus sieben Partien katapultierten sich die Rot-Gelben aus dem Keller. Im weiteren Verlauf der Saison etablierte sich die DEG im oberen Drittel der Tabelle. Gleichzeitig überzeugte das Team von Trainer Jeff Tomlinson regelmäßig mit attraktivem Offensiveishockey. Nach der Vorrunde hatte die DEG mit 174 Toren die meisten Tore aller DEL-Teams auf dem Konto.

Als Tabellenzweiter gingen die Düsseldorfer Kufencracks im Frühjahr in die Play-offs. Mit den Adler Mannheim wartete im Viertelfinale gleich ein dicker Brocken. Bereits nach der ersten Partie waren die Hoffnungen auf lange Play-offs bei den DEG-Fans arg gesunken. Mit 2:7 zog das Team von Jeff Tomlinson den Kürzeren. Doch nach dieser Pleite zeigten die Düsseldorfer Reaktion und drehten die Serie mit knappen Siegen in Mannheim (3:2) sowie im heimischen ISS Dome (1:0). In Spiel 4 in der Kurpfalz zeigte die DEG ihr bestes Play-off-Spiel. Mit 5:2 wurden die Adler vom Eis gefegt. Unvergessen bleibt Tyler Beecheys 2:0 im Powerplay, als der Kanadier einen Gegenspieler nach dem anderen narrte und dann cool verwandelte.

Mit einer großen Portion Selbstvertrauen gingen die Rot-Gelben in das Halbfinale gegen die Eisbären Berlin an. Nach zwei Heimsiegen hatten die Düsseldorfer im vierten Spiel in der Verlängerung die große Chance, die Final-Teilnahme perfekt zu machen: Daniel Kreutzer und Adam Courchainer scheiterten in aussichtsreicher Position. Und so entschied Berlins Steve Walker in der 14. Minute der Verlängerung die Partie und erzwang ein fünftes Spiel. Im entscheidenden Spiel im ISS Dome hatte die DEG mit einer schnellen 1:0-Führung durch Patrick Reimer zwar den besseren Start, doch nach dem Ausgleich von Stefan Ustorf kurz vor Ende des ersten Drittels spielten nur noch die Eisbären, die am Ende mit 3:1 gewannen. Der Traum vom neunten Meistertitel war ausgeträumt.

Fehlstart reloaded

Die Saison 2011/12 begann ebenso mit einem Fehlstart wie im Vorjahr. Erneut musste sich das Tomlinson-Team aus dem Tabellenkeller nach oben kämpfen. Mit elf Siegen aus zwölf Partien spielte sich die DEG wieder nach oben. Bester Mann in die Phase war Torhüter Bobby Goepfert, der Jean-Sebastien Aubin verdrängt hatte. Der US-Amerikaner hat einen großen Anteil daran, dass die DEG zum Abschluss des Kalenderjahres 2011 noch eine realistische Chancen im Kampf um die Play-off-Plätze hat. Ein Happyend in der Zukunftsfrage des Vereins würde die Chancen auf eine erfolgreiche Spielzeit 2011/2012 gewiss erhöhen.

(rm)
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