Der große Jahresrückblick Frisch duften wie der Eyjafjallajökull

Düsseldorf (RPO). Sein Name ist nahezu unaussprechlich, und doch beschäftigte er wochenlang ganz Europa. Der isländische Vulkan Eyjafjallajökull brachte im April dieses Jahres den Flugverkehr teils vollständig zum Erliegen. Taxifahrer und Mietwagen-Häuser freuten sich dagegen über steigende Umsätze. Und auch heute noch versucht manch einer, von dem Vulkanausbruch zu profitieren.

April 2010: Der Eyafjallajökull bricht aus
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April 2010: Der Eyafjallajökull bricht aus

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EFJ steht auf dem schnörkellosen Flacon, den die isländische Designerin Lilja Gudjons unter anderem auf Facebook anpreist. Doch was so schlicht daher kommt, ist ein ganz besonderes Wässerchen. Gudjons hat ihrer Kreation ein paar Tropfen Gletscherwasser des Eyjafjallajökull hinzugefügt. Mehr als 2000 Menschen sind bei Facebook schon Fans des Duftes der etwas anderen Art. Schlierige graue Spuren, wie sie wochenlang über der Insel lagen, muss jedoch kein Parfum-Liebhaber fürchten.

Mit ihrer findigen Geschäftsidee will die Jungdesignerin Gudjons offenbar auch einen Stück des Kuchens ab haben, der im April und Mai dieses Jahres bei einigen Unternehmen dafür gesorgt hat, dass es mächtig in der Kasse klingelte. Da gab es Taxifahrer, die Touren bis nach Griechenland machten oder manchen Mietwagen-Verleih, der einfach kein Auto mehr zur Verfügung hatte. Fahrgemeinschaften wurden gebildet, ganze Urlaubsreisen storniert.

Und das alles wegen eines Vulkan auf einer kleinen Insel. Am 14. April brach der Eyjafjallajökull, zu deutsch Inselberggletscher, das erste Mal aus. Mächtige Rauchsäulen stiegen damals über Island auf — und genau die brachten ganz Europa Ärger. Denn der Wind verteilte die Asche über den gesamten Kontinent, und die kleinen Staubpartikel standen im Verdacht, die Triebwerke von Flugzeugen zu beschädigen.

Die Folge: Hunderttausende Flüge mussten gestrichen werden, mehr als acht Millionen Reisende saßen fest. Die Flughäfen wurden zu Schlafsälen. Selbst die Wirtschaft hatte unter den Aschewolken zu leiden. Denn von Post bis Obst, vieles wird heutzutage per Luftfracht befördert. Und die Fluggesellschaften verbuchten in jener Zeit ein kräftiges Minus.

Egal ob Wirtschaft, Normal-Bürger oder Promi — in Zeiten der Aschewolke machte das keinen Unterschied. So musste zum Beispiel Kanzlerin Angela Merkel nach einer USA-Reise eine wahre Odyssee durch mehrere Länder hinter sich bringen, die Trauerfeier des polnischen Präsidenten Lech Kazynski stand zwischenzeitlich auf der Kippe, weil die Staatsgäste Probleme hatten, nach Warschau zu kommen.

Auch das Finale von "Deutschland sucht den Superstar" musste ohne seine Jurorin Nina Eichenberger auskommen, denn die steckte in den USA fest. Der 70. Geburtstag von Dänemarks Königin Margrethe fiel etwas kleiner aus, weil so mancher Gast nicht den Weg nach Kopenhagen fand. Und die Särge der deutschen Soldaten, die in Afghanistan gefallen waren, konnten vorerst nicht in die Bundesrepublik überführt werden.

Dann, nach Tagen des Bangens und Wartens gab es einen ersten Lichtblick. Sichtflug hieß das Zauberwort. Maschinen, die nicht höher als 3000 Meter flogen, bekamen eine Starterlaubnis. Manchem rettete das den Urlaub. Und Ende Mai schließlich gab es Entwarnung: Die Aschewolke hatte sich verzogen.

Für die europäischen Verkehrsminister aber war das noch lange nicht das Ende. In eigens einberufenen Sondersitzungen diskutierten sie Konsequenzen aus dem Flugchaos. Ob sich diese bewähren,wird sich zeigen, sollte jemals ein zweiter Eyjafjallajökull solche Aschemengen ausstoßen. Experten jedenfalls rechnen ganz fest damit.

(RPO)
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