Der große Jahresrückblick Fortuna — ein Jahr mit fast allen Zutaten

Düsseldorf (RP). Fortunas Fußballer blicken auf ein bewegtes Jahr zurück. Es brachte ihnen beinahe alles, was im Profigeschäft möglich ist – Triumphzüge, Aufstiegshoffnungen, begeisterte Fans, aber auch Abstiegssorgen, Frust und Zweifel. Unterm Strich dominiert jedoch das Positive, denn was die Düsseldorfer mit ihrem Trainer Norbert Meier als Aufsteiger in der 2. Bundesliga zustande brachten, war schlichtweg sensationell.

Fortuna Düsseldorf gibt fleißig Autogramme
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Düsseldorf (RP). Fortunas Fußballer blicken auf ein bewegtes Jahr zurück. Es brachte ihnen beinahe alles, was im Profigeschäft möglich ist — Triumphzüge, Aufstiegshoffnungen, begeisterte Fans, aber auch Abstiegssorgen, Frust und Zweifel. Unterm Strich dominiert jedoch das Positive, denn was die Düsseldorfer mit ihrem Trainer Norbert Meier als Aufsteiger in der 2. Bundesliga zustande brachten, war schlichtweg sensationell.

Den Grundstein für den großartigen vierten Tabellenplatz, auf dem Fortuna ihre Comeback-Saison auf der größeren deutschen Fußballbühne krönte, hatte sie bereits in der Hinrunde gelegt. 30 Punkte von den ursprünglich für die gesamte Spielzeit anvisierten 40 standen bereits zur Winterpause zu Buche, und sie reichten schon damals zum vierten Platz. Es ging also bester Stimmung ins Trainingslager nach Andalusien — und dort schweißten Meier, sein Trainerteam und Manager Wolf Werner die Truppe noch fester zusammen.

Trotz heftiger Regenfälle und daraus resultierender schlechter Platzverhältnisse war die Woche in Chiclana ein Erfolg. Fortuna erkämpfte sich dort nicht nur in einem Testspiel ein 5:5 gegen den FC Schalke 04, sondern holte sich auch das Rüstzeug für eine erfolgreiche Rückrunde in der Liga.

In Chiclana neue Kraft getankt

Das machte sich in erster Linie in der eigenen Arena bezahlt, denn dort eilten Kapitän Andreas Lambertz und seine Mitstreiter von Erfolg zu Erfolg. 1:0 gegen Union Berlin, 2:0 gegen den MSV Duisburg, 4:0 gegen Rot-Weiß Ahlen — bis zum Gastspiel von Greuther Fürth blieb die Weste gänzlich weiß. Und der rot-weiße Rausch im Stadtteil Stockum ging immer noch weiter.

Nach zwei torlosen Unentschieden gegen die Fürther und den späteren souveränen Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern setzte Fortuna ihren Zu-Null-Siegeszug unaufhaltsam fort. 1:0 gegen den zweiten designierten Aufsteiger FC St. Pauli, 2:0 gegen den TSV 1860 München. Vor dem abschließenden Heimspiel gegen Hansa Rostock stand Torhüter Michael Ratajczak vor einem einsamen Rekord. Eine komplette Halbserie im eigenen Stadion ohne Gegentor — das hatte noch kein Torhüter aus den deutschen Profiligen jemals geschafft.

Ewige Marke knapp verpasst

Es blieb jedoch ein unerfüllter Traum. Mit stolzen 797 Minuten ohne Heim-Gegentreffer sprang "Rata" zwar in die Annalen des deutschen Fußballs, aber kurz vor dem Ziel zerstörte Rostocks Abwehrspieler Tim Sebastian die Marke für die Ewigkeit. Nach einem Missgeschick von Nachwuchs-Verteidiger Kai Schwertfeger entschied Schiedsrichter Wolfgang Stark auf Handelfmeter, und Sebastian verwandelte eiskalt. Nach fast neun kompletten Partien in der Arena ohne Gegentor war Ratajczak wieder geschlagen.

Dem FC Hansa nutzte das alles nichts, denn er verlor dennoch 1:3, stieg wenig später in der Relegation gegen den FC Ingolstadt ab und verlor obendrein viele Sympathien durch das schlimme Auftreten seiner mitgereisten Anhänger, die mit dem Abbrennen von Feuerwerkskörpern Linienrichter und Spieler verletzten und beinahe einen Spielabbruch provoziert hätten.

Reif für den Durchmarsch?

Nimmt man allein die Partien in der Stockumer Arena, Fortuna wäre absolut reif für den ganz großen Wurf, den "Durchmarsch" in die Erste Liga gewesen. In fremden Stadien hielten die Leistungen unerklärlicherweise jedoch nicht Schritt. Nur zwei Auswärtssiege, am 24. Spieltag bei Alemannia Aachen und dann am vorletzten bei Rot-Weiß Oberhausen, jeweils mit 1:0, waren eindeutig zu wenig, um die mancherorts schon blühenden Aufstiegsträume in die Realität umzusetzen.

Manches Mal zeigten Meiers Schützlinge durchaus gute Leistungen, in Bielefeld und in Karlsruhe etwa, aber am Ende reichte es jeweils nur zu einem 1:1. Gewiss nicht schlecht, aber nicht das, was für den Aufstieg nötig gewesen wäre.

Lücke in der Abwehr

Die Sommerpause brachte die Trennung von wichtigen Spielern — und damit verbunden einige Probleme, an die in den herausragenden Monaten seit dem Wiederaufstieg in die Zweite Liga niemand mehr gedacht hatte. Die Lücken, die Abwehrspieler Anderson — ihn zog es zum Erstligisten Borussia Mönchengladbach — und Torjäger Martin Harnik — er ging zum VfB Stuttgart — hinterließen, sind auch am Ende des Jahres 2010 nicht vollständig geschlossen.

Anderson, der als Schnäppchen von der Tribüne des VfL Osnabrück nach Düsseldorf gekommen war, und Harnik waren nur ausgeliehen, und daher hatte Fortuna im Poker mit den Großen der Szene keine Chance. Einen Fehler beging die sportliche Leitung am Ende der großen Fortuna-Saison dennoch: Ohne Not ließen Meier und Werner Eigengewächs Hamza Cakir ziehen, Andersons häufig bewährten Vertreter in der Innenverteidigung. Das Angebot, das der Deutsch-Türke von Fortuna erhielt, war indiskutabel — folglich wechselte er in die Erste türkische Liga zu Kayserispor und war beteiligt an dessen starker erster Saisonhälfte.

Ganz schlimmer Start

Fortuna hingegen erwischte als "Aufsteiger im zweiten Jahr" (so die gern verwendete Formulierung Meiers) einen verheerenden Start. Dem peinlichen Erstrunden-Pokal-Aus beim Drittligisten TuS Koblenz (0:1) folgten sechs Auftaktniederlage in der Liga. 0:2 in Cottbus, 1:2 gegen Hertha BSC, 0:1 beim FSV Frankfurt, 1:2 gegen 1860 München, 0:3 beim bis dahin noch sieglosen Aufsteiger Ingolstadt, 0:1 gegen Bochum — Fortuna schien am Ende.

Was dann folgte, sucht in der deutschen Fußballgeschichte seinesgleichen. Vor dem Spiel beim VfL Osnabrück feierten die mitgereisten Düsseldorfer Anhänger ihre Mannschaft schon beim Warmlaufen, stärkten Trainer Meier mit Sprechchören den Rücken. Eine absolute Gänsehaut-Szenerie, die nicht ohne Wirkung blieb. Fortuna gewann beim heimstarken Aufsteiger VfL 3:2, brach damit den Bann und löste gerade noch rechtzeitig die Bremse.

Tolle Hilfe der Fortuna-Fans

Sicher, es lief auch danach längst noch nicht alles nach Wunsch. Die Niederlagen bei Erzgebirge Aue und Union Berlin (jeweils 0:1) waren vermeidbar, und allzu oft gaben die Fortunen noch Spiele aus der Hand, die sie fest im Griff zu haben schienen. Immerhin aber kehrte in den Heimspielen die verloren geglaubte Konstanz zurück, landeten sie wichtige Siege gegen Augsburg, Duisburg oder Oberhausen. Allesamt zu Null — trotz des Torhüterwechsels zurück zu Michael Melka, den auch am Jahresende längst nicht jeder verstanden haben muss, weckte das schon Erinnerungen an die große Serie der Saison 2009/10.

Doch die Erholung nach dem Alptraumstart in die Spielzeit schafft zum Jahreswechsel noch keine Sicherheit. Fortuna wird noch lange, vielleicht bis zum Saisonende, um den Klassenerhalt kämpfen müssen. Das hatten Kenner schon in der vergangenen Saison erwartet, und das ist für sich genommen auch keine Katastrophe. Solange dieser Kampf nur erfolgreich beendet wird.

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