Das war Peking 2008 Ein sensibler Koloss liefert <i>das Foto

Peking (RPO). Es war der schönste, traurigste und emotionalste Augenblick zugleich bei diesen Olympischen Spielen: Zwölfter Wettkampftag in Peking, der 19. August, kurz vor 20 Uhr Ortszeit. Der deutsche Gewichtheber Matthias Steiner muss in der Klasse über 150 Kilo im dritten und letzten Versuch 258 Kilogramm stoßen, um die Goldmedaille zu gewinnen.

Olympia 2008: Die Chronologie
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Foto: AP

Er ist der letzte Starter, er hat es selbst in der Hand. Noch nie hat er ein solches Gewicht gedrückt, das ist eigentlich zu schwer für ihn, wird später der Olympiasieger von 1992 Ronny Weller sagen.

Aber der inzwischen 26-Jährige spürt an diesem Abend diese unbändige Kraft. Er hebt die Hantelstange an, er schafft es, sie auf die Brust zu legen - und dann kommt der Stoß, der Matthias Steiner zum stärksten Mann der Welt macht.

Er drückt die 258 Kilo tatsächlich in die Höhe, damit ist der Triumph perfekt. Steiner lässt die Hanteln auf den Boden knallen und wird in den Sekunden und Minuten danach zum beliebtesten und symphatischsten Deutschen bei diesen Spielen.

Steiner zeigt das Foto seiner Frau

Erst hüpft er wie ein kleiner Junge durch die Halle, dann schnappt er sich ein Foto seiner toten Frau und streckt es bei der Siegerehrung zusammen mit der Goldmedaille den Kameras entgegen. Die Geschichte ist bekannt, diese Szenen werden bei denen, die es gesehen haben, unvergessen bleiben.

Ein anderer Maßstab: die großen europäischen Länder. Es wäre vermessen zu glauben, Deutschland könne an die USA, Russland oder gar an China heranreichen. Verglichen mit den von London 2012 beseelten Briten, den Franzosen, Spaniern und Italienern steht auch hier nach den 16 Wettkampftagen eine ordentliche Zahlenbilanz.

Katastrophale Ergebnisse im Rudern, im Boxen, zum Teil im Radport. Die Springreiter warfen zu viel ab und stellten sich mit verbotener Medikation ins Abseits. Und selbst die Kanuten, die Bilanz-Rausreißer des letzten Wochenendes, kamen an ihrem zweiten Finaltag ein wenig vom Kurs ab. Tränen flossen - und diesmal nicht vor Freude.

Wo waren die großen Momente?

Es mangelte an den großen olympischen Momenten, den Bildern, die sich ins Gedächtnis einbrennen. Die deutschen Superstars lieferten sie nicht. Turner Fabian Hambüchen quälte sich durch die Wettkämpfe. Dirk Nowitzki bot seine stärksten Szenen als Fahnenträger.

In unserer Chronologie können Sie die großen Olympia-Momente noch einmal nachlesen.

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