Borussias Aufstieg in die Bundesliga Ein Mythos kehrt zurück
Düsseldorf (RPO). 7. Mai 2008, 19.18 Uhr. Der Borussia-Park in Mönchengladbach kocht, 50.000 Zuschauer sind in Partystimmung pur. Ihre Borussia führt am 32. Spieltag gegen Wehen Wiesbaden mit 3:0, die Rückkehr in die Bundesliga ist den "Fohlen" nicht mehr zu nehmen. Dann pfeift Schiedsrichter Norbert Grudzinski die Partie ab. Ausnahmezustand. Spieler und Betreuer stürmen den Rasen, tragen die obligatorischen Riesen-Biergläser mit sich. Die Fans hält es schon lange nicht mehr auf den Sitzen, die Lautstärke im Stadion ist beängstigend.
Endlich ist die Borussia wieder zu Hause. Nach dem bitteren Abstieg im Jahr 2006/2007 hat Trainer Jos Luhukay den Traditionsverein wieder zurück ins Fußball-Oberhaus geführt. Das eine Jahr in Liga zwei hat für die meisten viel zu lange gedauert, eine ganze Region hat dem direkten Wiederaufstieg entgegengefiebert. Und sie wurden nicht enttäuscht.
Rückkehr des Mythos
Was in der Gladbacher Altstadt nach dem Spiel los ist, ist mit Worten kaum zu erklären. Die Straßen sind gesäumt von Borussen-Fans, die freudetrunken singen, lachen und tanzen. "Der Mythos ist zurück", ist auf vielen Fahnen und Schals zu lesen. Der Mythos ist die Borussia, die in den 70er Jahren die Bundesliga verzaubert hatte.
Und keine Mannschaft hat den Aufstieg so verdient wie die "Elf vom Niederrhein". Nahezu über die gesamte Saison zeigte die Borussia keine Schwächen, stand an 26 von 34 Spieltagen auf dem ersten Tabellenplatz. Selbst Bundestrainer Joachim Löw lobte die Leistung der Truppe, die Trainer Jos Luhukay und Sportdirektor Christian Ziege vor der Saison geistreich zusammengestellt hatten. "Borussia hat über die gesamte Saison sehr konstant gespielt und hat sehr gute Einzelspieler", sagte Löw.
Einzelspieler, die gemeinsam als Team funktionierten. Abgesehen von den ersten drei Saisonspielen, in denen die Borussia sich erst finden musste und lediglich zwei Punkte holte, griffen die einzelnen Mannschaftsteile perfekt ineinander über. Und wenn das Team an sich einmal einen schlechten Tag erwischte, stachen immer wieder einzelne Akteure raus.
Superstar Marin
Vor allem einer machte den Fans unheimlich viel Spaß. Marko Marin schaffte den Durchbruch bei der Borussia und begeisterte mit temporeichem Offensivspiel, feinen Dribblings und tollen Pässen. Selbst wenn der Neu-Nationalspieler es mal übertrieben hat, böse war ihm keiner. Durch seine Leistungen in der 2. Bundesliga machte Marin auch Bundestrainer Löw auf sich aufmerksam und stand kurz vor der Nominierung in den Kader für die Europameisterschaft.
Marins tolle Bilanz: Vier Tore markierte der 19-Jährige selbst, satte 13 bereitete er vor. Kein Wunder, dass Marin im Freundschaftsspiel am 27. Mai 2007 gegen Weißrussland sein Debüt in der Nationalmannschaft feierte. Jeder ist sich sicher: Marin ist der kommende deutsche Superstar im Mittelfeld.
Anderes Beispiel: Rob Friend markierte beim 3:1-Erfolg der "Fohlen" in Fürth alle drei Treffer der Gäste, die jedoch keineswegs überragend waren und die Punkte aus dem Frankenland nur dank der Fähigkeiten des Kanadiers mit nach Hause nahmen. Neben Friend avancierten auch Oliver Neuville oder Sascha Rösler in wichtigen Partien zu Matchwinnern.
Generell hielt das Gladbacher Gerüst dem Druck des unbedingt Aufsteigen-Müssens stand. Hinten konnten sich die Gladbacher fast immer auf Christopher Heimeroth verlassen, davor machten Steve Gohouri und Roel Brouwers einen guten Job. Patrick Paauwe in der zentralen Defensive und Saschs Rösler davor sorgten für die nötigen Ideen und das Stürmerduo war über alle Zweifel erhaben. Friend und Neuville brachten es gemeinsam auf 33 Treffer - insgesamt erzielte die Borussia 71 Tore.
Neben der Mannschaft und den Betreuern hatten auch die Fans großen Anteil am Wiederaufstieg. Bedingungslos unterstützten die Anhänger ihr Team, standen wie eine Wand hinter ihren Lieblingen. Der Höhepunkt: Bei der Aufstiegs-Party in der Innenstadt wollten 100.000 Fans der Mannschaft gratulieren. Hoffentlich hält die Partystimmung in der Bundesliga an. Derzeit sieht es leider nicht so aus...