Der große Jahresrückblick Diese zehn Alben wurden 2010 unterschätzt

Düsseldorf (RPO). Das ist jetzt die beste Gelegenheit, Platten zu würdigen, die im vergangenen Jahr nicht die Aufmerksamkeit bekommen haben, die sie verdient hätten. Statt der üblichen Revue des allzu Bekannten soll hier eine Liste der besten unterschätzten Alben folgen – und zeigen, dass 2010 eigentlich ein ganz guter Jahrgang ist.

Diese Alben wurden 2010 unterschätzt
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Düsseldorf (RPO). Das ist jetzt die beste Gelegenheit, Platten zu würdigen, die im vergangenen Jahr nicht die Aufmerksamkeit bekommen haben, die sie verdient hätten. Statt der üblichen Revue des allzu Bekannten soll hier eine Liste der besten unterschätzten Alben folgen — und zeigen, dass 2010 eigentlich ein ganz guter Jahrgang ist.

1. Caribou: "Swim" (City Slang)
Ein-Mann-Projekt aus Ontario, Canada. Dan Snaith legte mit "Swim" sein Meisterstück vor. Sehr elektronisch, die Gitarren picken an den richtigen Stellen und dazu eine Stimme, die man beim ersten Hören leicht mit der von Erlend Oye (Kings Of Convenience, Whitest Boy Alive) verwechseln kann. Die Hits dieser Platte sind "Odessa" und das wunderbare "Sun": gerade Beats, ein Glockenspiel, und verfremdete Vocals, die zur Rhythmisierung eingesetzt werden. Hätte der Sommerhit 2010 werden müssen.

2. Momus: "Hypnoprism" (Cherry Red)
Den Schotten Nick Currie haben nur noch wenige auf der Rechnung. In den 80er Jahren veröffentlichte er erste Songwriter-Platten bei Creation; "Hairstyle Of The Devil" war ein kleiner Hit. Momus zog alsbald nach Tokio, seine Lieder wurden immer zynischer und besser. "Hypnoprism" bietet die üblichen sarkastischen Alltagsbeobachtungen, mal sparsam mit dem Synthesizer oder der Gitarre instrumentiert, mal opulent arrangiert. Seine beste Platte bisher.

3. Flying Lotus: "Cosmogramma" (Warp)
Steve Ellison ist der Mann mit der makellosen Discographie. Der Großneffe von Alice Coltrane veröffentlichte vor vier Jahren sein Debüt "1983". Zu hören waren HipHop-Beats ohne Gesang, angereichert mit Electronica und wichtigen Bässen. Auf "Cosmogramma", Album Nummer vier, verfeinert er den typischen Sound. Er klingt vertrackter, ohne zu verwirren; dichter, ohne unzugänglich zu sein. Er ist erst Anfang 20 und sicher einer der besten Produzenten derzeit. Radiohead-Sänger Thom Yorke steuert Vocals bei.

4. Oval "O" (Thrill Jockey)
Von der Ursprungsbesetzung des Trios ist nur noch Markus Popp geblieben. Auf "O" gibt es rund zwei Dutzend Instrumental-Miniaturen. Verzerrte Gitarrenklänge. Versuche, Elektronik und Beats um die Pickings zu bauen. Musik zum Zuhören.

5. Beach House "Teen Dream" (Cooperative)
Die Melodien! Die Atmosphäre! Der Gesang! Victoria Legrand und Alex Scally führen den Sound von The XX fort. Eine märchenhafte Platte.

6. Janelle Monae: "The Archandroid" (Warner)
Funk für den Kopf. Ein Konzeptalbum der 25-Jährigen, das an die Großtaten von Prince in den 80er Jahren anknüpft.

7. Emily Jane White: "Ode To Sentience" (Talitres)
Folk, aber ohne das Hippieske. Eine ganz eigene Veröffentlichung innerhalb des Genres Americana. Im Mittelpunkt eine betörende Stimme, kraftvoll, nicht elfenhaft. "The Cliff" ist der Hit dieses schönen, reifen Albums. Ruhig mal in die beiden Vorgänger-Platten der Frau reinhören.

8. Chris Carter: "Spaces Between"
Chris Carter war Mitglied der Industrial-Band Throbbing Gristle. Als die Gruppe sich auflöste, gründete er mit Cosey Fanni Tutti das Elektro-Pop-Duo Chris & Cosey. Deren frühe Alben kommen gerade durch Reissues zu neuen Ehren. Die Mini-LP "Spaces Between" versammelt Solo-Aufnahmen von Chris Carter aus den späten 70ern und frühen 80ern: Trotz des Alters zeitgemäßer Synthiepop.

9. Mutter: "Trinken, Singen, Schießen" (Die Eigene Gesellschaft)
Wüst rollt der Lärm aus den Boxen. Sänger Max Müller reitet obenauf, singt "ich möchte das werden, worum die anderen mich beneiden". Brutaler als Tocotronic, wütender als Blumfeld. Eine der besten deutschen Rockbands.

10. Scuba: "Triangulation" (Hotflush)
Dubstep. Kraftvoll, tief, ästhetisch, düster, wuchtig. Meisterwerk von Paul Rose.

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