Düsseldorf Iris Berben – jetzt auch eine Marke

Düsseldorf · Bei einer Begegnung in Düsseldorf zeigte sich die Schauspielerin als engagierte Frau, die noch viele Pläne hat.

Mit ihren 62 Jahren strahlt sie eine jugendliche Heiterkeit aus, so als ob sie gerade 35 geworden sei. Auf den ersten Blick wirkt sie zart und zerbrechlich, das nudefarbene Seiden-Chiffon-Kleid von Nina Ricci lässt sie noch schmaler erscheinen. Doch ihr eleganter, selbstbewusster Auftritt auf hohen Prada-Pumps bei einer Preisverleihung in Düsseldorf, ihre überlegten Worte und ihre emotionale Gestik sprechen eine andere Sprache.

Iris Berben weiß, was sie will, sie setzt sich ein, sie ist ein umtriebiger, ernsthafter Geist und zugleich ein Mensch, der gerne und gut lebt. Sie ist eine großartige ausdrucksstarke Schauspielerin und eine bewundernswert engagierte Frau. Seit 44 Jahren kennt man ihr wandelbares Gesicht – als Kommissarin "Rosa Roth", als "Himmlische Tochter" oder als Patriarchin Bertha Krupp. Aber sie ist auch eine, die unabhängig und unkonventionell ist, mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg hält. Wer ihr begegnet, muss sie mögen, sie ist klug und kokett, gibt gescheite Antworten und steckt einen mit ihrem freundlichen Lachen an.

Ab sofort ist sie noch mehr als ein vielfach preisgekrönter Filmstar – sie ist eine echte Marke. In Düsseldorf wurde sie als "Personality Superbrand 2012" ausgezeichnet. Wie fühlt es sich an, nun eine Marke wie Nivea oder Persil zu sein? "Ich gebe zu, daran muss ich mich erst gewöhnen", sagt sie. "Aber ich habe mir eine Brücke gebaut, denn als Schauspieler setzen wir ja auch Marken. Und etablierte Markennamen sind zwar kein Garant für Erfolg, aber für Aufmerksamkeit."

Inzwischen häufen sich die Preise, die sie für ihr Lebenswerk bekommt. Wenn man sie so anschaut, ist das nicht ein bisschen früh? Sie lacht: "Wenn die wüssten, wie lange ich das noch mache." Derweil sieht sie die Auszeichnungen als Bestätigungen, dass sie ihren Weg gegangen ist. "Doch keine Sorge – angekommen bin ich noch lange nicht." Sie weiß, dass "das Leben wie eine Feder ist, aber ich hätte Lust, dranzubleiben am Leben". Denn je älter sie werde, umso mehr Fragen habe sie noch. Als junger Mensch habe sie sich viel zu selten getraut, Fragen zu stellen, da wollte sie "cool und souverän wirken".

Berben sucht stets neue Herausforderungen. Schließlich sei es eine Verpflichtung, sich nicht auszuruhen. Es sei auch Vorteil, akzeptiert zu werden. "Dann kann man sich mehr trauen – auch auf die Gefahr hin zu scheitern. Und Scheitern ist nichts Schlimmes, sondern die Gelegenheit, neue Fragen zu stellen." Sie fügt hinzu: "Dadurch, dass man als Schauspielerin immer wieder in Figuren und Biografien hineinsteigt, lotet man auch sich aus. Der Beruf ist verbunden mit starken Emotionen und Disziplin." Zwischen diesen Polen versucht sie die Balance zu halten, die Kontraste machen sie offenbar stark. "Ich glaube schon, dass mir mein Beruf geholfen hat, Unsicherheiten offener auszusprechen", fügt sie hinzu. Mit 22 Jahren wurde sie bereits Mutter. "Ein gutes Regulativ", sagt sie heute, denn für diese Rolle braucht man eben beides, Hingabe und Strenge gegen sich selbst. Inzwischen ist Iris Berben im Alter für Mutterrollen. Aktuell ist sie derzeit im Kino in "Anleitung zum Unglücklichsein" zu sehen mit Johanna Wokalek als ihrer Tochter. Und wie sieht es mit ihrem persönlichen Glück aus? "Ich liebe das Leben und bin glücklich, weil sich die Dinge gerade so fügen." Nicht nur beruflich, sondern auch privat mit ihrer betagten Mutter und Paul, dem langhaarigen Jack Russel Parson, der sie seit zwölf Jahren überall hin begleitet.

(RP)
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