Implantate: Kassen sollen Entfernen bezahlen

Berlin/Bonn (dpa) Die Entfernung minderwertiger Brustimplantate zahlen die Krankenkassen in Deutschland – allerdings mit Einschränkungen. Letzteres betrifft Frauen, die sich die Silikonkissen bei Schönheitsoperationen haben einsetzen lassen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hatte betroffenen Frauen geraten, sich die aus Frankreich stammenden Implantate herausoperieren zu lassen. Denn auch ohne Risse könnte gesundheitsgefährdendes Silikon austreten. "Wenn eine Gesundheitsgefahr besteht, hat ein Patient Anspruch gegenüber der Kasse, dass die Kosten übernommen werden", sagte gestern eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. Das gelte grundsätzlich für Implantate, die aus medizinischen oder ästhetischen Gründen eingesetzt worden sind. "Nach dem Sozialgesetzbuch können die Kassen allerdings prüfen, wie der Patient im Einzelfall zu beteiligen ist." Dies dürfte Frauen betreffen, die die Implantate im Zuge reiner Schönheitsoperationen bekommen haben.

Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bestätigte, dass die Kosten übernommen werden. Er interpretierte die Passage im Sozialgesetzbuch aber anders: Demnach müssen Patientinnen, die die Implantate aus rein ästhetischen Gründen erhielten, an den Kosten beteiligt werden. Schönheitsoperationen seien lukrativ für Ärzte, sagte Sprecher Florian Lanz. "Wir fordern die Ärzte auf, ihre Patientinnen mit den Folgekosten ihres ärztlich-unternehmerischen Handelns jetzt nicht alleine zu lassen."

Weltweit sollen zwischen 400 000 und 500 000 Frauen minderwertige Silikonkissen der französischen Firma Poly Implant Prothèse (PIP) erhalten haben. Die Vermarktung, den Vertrieb und die weitere Verwendung der Brustimplantate hatte Frankreich dem Unternehmen bereits im April 2010 europaweit untersagt. PIP-Gründer Jean-Claude Mas gab in Vernehmungen auch zu, den TÜV Rheinland in dem Skandal getäuscht zu haben. Ein Zusammenhang zwischen den Silikonkissen und Krebs wird befürchtet, bewiesen ist er aber nicht. Staaten reagierten unterschiedlich: Australien empfahl Frauen mit Billig-Brustimplantaten, sich bei einer Hotline zu informieren. Großbritanniens Experten hatten wie schon ihre deutschen Kollegen betroffenen Frauen zu einer Entfernung der minderwertigen Silikonkissen geraten.

(RP)
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