Implantat-Skandal: Tausende deutsche Fälle

Köln (RP) Die mutmaßlich schädlichen Brustimplantate des französischen Herstellers Poly Implant Prothèse (PIP) wurden offenbar auch mehreren tausend Frauen in Deutschland eingesetzt. 7500 bis 16 000 Patientinnen tragen Berichten zufolge die Silikonkissen. Sie können reißen und Entzündungen auslösen, heißt es, was laut "Bild" in Deutschland bisher 19 Mal passiert ist. Zudem werden die Produkte von Betroffenen für Krebserkrankungen verantwortlich gemacht.

Nachdem das französische Gesundheitsministerium etwa 30 000 Frauen empfohlen hatte, ihre Implantate vorsorglich entfernen zu lassen, zieht der Skandal auch immer weitere juristische Kreise. Der französischen Justiz liegen mehr als 2000 Anzeigen von betroffenen Frauen vor. Auch deutsche Instanzen geraten im Zusammenhang mit den Klagen ins Visier: So kündigte ein Anwalt von vier betroffenen Frauen an, gerichtlich gegen den TÜV Rheinland vorzugehen. Das Kölner Unternehmen war lange für die Zertifizierung der Implantate von PIP zuständig. Der Anwalt wirft dem TÜV vor, nicht verlässlich gearbeitet zu haben.

Gegen diese Vorwürfe wehrte sich der TÜV gestern. "TÜV Rheinland wurde von PIP fortgesetzt getäuscht, da bei den regelmäßigen Kontrollen Experten vor Ort stets das korrekte Silikon und die korrekten Dokumente präsentiert wurden und so die Prüfer den Eindruck gewinnen mussten, dass die Produktion korrekt lief", teilte die Firma mit. Deshalb habe man bereits im Februar 2011 bei der Staatsanwaltschaft Marseille Strafanzeige gegen Poly Implant Prothèse erstattet.

PIP-Gründer Jean-Claude Mas hat eingeräumt, dass das verwendete Produkt zwar nicht vorschriftsgemäß war, seines Wissens nach aber auch nicht schädlich. Ende 2012 soll der Prozess wegen "schweren Betrugs" beginnen. Ermittlungen laufen auch wegen fahrlässiger Tötung.

(RP)
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