"Im Allgäu tanke ich Kraft"

mit Herbert Knaup (56)

Der erste Krimi mit Kommissar Kluftinger "Erntedank" war nur im Bayerischen Fernsehen zu sehen. Nun zeigt die ARD seinen zweiten Fall im Ersten. Wie funktioniert die bayerische Provinz für das Gesamtpublikum?

Herbert Knaup Der Film hat im ersten Moment etwas sehr Regionales. Aber man kann die Region übertragen – nach Baden-Baden und sogar nach Westfalen. Jeder kennt solche Charaktere wie den Kluftinger. Jemand, der sich abgrenzt, sich nicht öffnen will, eigenbrötlerisch ist. Da kann man sich auch als Ruhrpottler fragen: Wo spür ich mich noch? Wo bin ich zu Hause? In mir drin? Oder in meiner Region? Oder gibt es das alles überhaupt noch?

Der Film "Milchgeld", in dem Sie heute Abend als Kommissar zu sehen sind, startet mit Tracht und Trommel. Welche Bedeutung hat Blasmusik für Sie als gebürtigen Allgäuer?

Knaup Wenn die Blasmusik in den Straßenzügen in meiner Heimatstadt Sonthofen erklang, war das etwas Besonderes. Der Paukenschlag, die Tambourtrommel, der Marsch. Mein Opa spielte die dicke Trommel im Sonthofer Musikverein. Als Jugendlicher wollte ich das dann nicht mehr hören. Ich mochte lieber laute Rockmusik.

Sie spielen häufig missmutige Charaktere. Liegen Ihnen diese Rollen?

Knaup Mittlerweile hat das schon abgefärbt (lacht). Nein, eigentlich versuche ich, optimistisch in die Welt zu blicken. Diese Bräsigkeit habe ich nicht. Wenn ich schlechte Laune habe und das selbst spüre, mag ich das nicht. Eigentlich bleibt mir auch nichts anderes übrig, als gut gelaunt durchs Leben zu gehen. Ich habe einen dreijährigen Sohn. Der erwartet von mir, dass ich mit ihm wie eine Spielkatze herumtolle.

Ist es denn schwierig, den Brummeligen zu spielen?

Knaup Ich kenne natürlich solche Menschen. Die gibt es im Allgäu zuhauf. Das ist der Charakter des Einschüchterers, der erstmal nur schnappt oder schnauft. Und du denkst, was hat er denn wieder? Mir fällt es nicht schwer, solche Menschen darzustellen.

Im Film sprechen Sie Dialekt.

Knaup Allgäuerisch ist meine Muttersprache. Ich brauche nur auf einen Knopf zu drücken, und schon schwätz' ich los: Dann bin ich dahoam. Es ist wie eine Zweisprachigkeit, aber Dialekte haben auch mit Musikalität zu tun.

Sie sind mit 16 Jahren aus Sonthofen weggegangen. Wenn Sie heute dorthin zurückkehren, was machen Sie?

Knaup Das Allgäu ist eine Tankstelle, dort kann man Kraft tanken. Wenn ich dort bin, gehe ich auf den Berg und schaue aus der Vogelperspektive auf mein Leben.

In "Schutzengel" haben Sie gerade einen Polizeichef gespielt, den Boss von Til Schweiger. Werden Sie irgendwann sein neuer "Tatort"-Kollege?

Knaup Nee, wir haben ja gerade mal einen Film gemeinsam gemacht, und ob das eine ewige Zusammenarbeit wird, weiß ich nicht. (lacht)

Leslie Brook führte das Gespräch.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort