Umfassendes Geständnis im Mordprozess Alexandra "Ich musste sie töten"

Stuttgart (rpo). Im Prozess um den Mord an der sechsjährigen Alexandra aus dem baden-württembergischen Filderstadt- Bonlanden vor einem Jahr hat der Angeklagte ein umfassendes Geständnis abgelegt.

"Ich sah keinen Ausweg. Ich musste sie töten", sagte der 36-Jährige zum Auftakt am Dienstag in Stuttgart. Die Anklage wirft ihm vor, das Mädchen im Oktober 2000 entführt, sexuell missbraucht und dann ermordet zu haben. Im Januar hatte der Spanner die Tat in Verhören gestanden und die Polizei auf einen Friedhof geführt. Dort hatte er die Leiche des Mädchens nach eigener Aussage wenige Tage nach der Gewalttat verscharrt.

Minutiös schilderte der Angeklagte im bis auf den letzten Platz gefüllten Gerichtssaal die Stunden der Tat. Er habe dem Mädchen nicht aufgelauert, sondern sei beim Spannen zufällig mit ihm zusammengestoßen, behauptete er. Das Mädchen habe zunächst geschrien, er habe der Kleinen die Hand vor den Mund gehalten und sie in eine Decke gehüllt in seine Wohnung gebracht. Dort habe er versucht, Alexandra zu missbrauchen, die beiden hätten aber auch ferngesehen und gespielt. In der ersten Nacht habe er dann aber den Polizeifunk abgehört und von der Fahndung nach dem Mädchen gehört. In seiner Verzweiflung habe er Alexandra zunächst mit Schlaftabletten in Spaghetti töten wollen. Als dies scheiterte, habe er sie mit einem Kissen erstickt, sagte der Mann aus.

Noch sieben Tage blieb die tote Alexandra nach Angaben der Staatsanwältin und nach Aussage des Angeklagten in der Wohnung und auf dem Balkon des Mannes. Danach habe er sie auf einem Friedhof vergraben, sagte der 36-Jährige. In den Monaten bis zu seiner Festnahme will er die Stelle wöchentlich besucht haben.

Eltern machen einen gefassten Eindruck

Ausführlich, sachlich und kühl schilderte der in Stuttgart geborene Angeklagte seinen Lebensweg. "Ich habe mich immer abgegeben gefühlt", erzählte er. Er sei in einem Kinderheim und bei Pflegeeltern aufgewachsen, weil seine allein erziehende Mutter kaum Zeit für ihn gehabt hätte. Viele Beziehungen zu meist jüngeren Mädchen seien gescheitert. Als "Traumfrau" charakterisierte er ein zehnjähriges Mädchen, zu dem er im Alter von 20 Jahren eine Beziehung gehabt hätte. Sich selbst beschrieb der Angeklagte als verängstigt und schüchtern. Früh habe er mit dem Spannen begonnen. Er habe Mädchen in Umkleideräumen oder beim Zubettgehen angesehen und sich davon sexuell erregen lassen.

Die Eltern von Alexandra, die an den neun Stuttgarter Verhandlungstagen als Nebenkläger auftreten, machten zu Prozessbeginn einen gefassten Eindruck. Als der Angeklagte in den Gerichtssaal geführt wurde, ergriff die Mutter die Hand ihres Mannes. Bereits in den vergangenen Monaten waren beide wiederholt an die Öffentlichkeit gegangen. Im Oktober ließen sie in Filderstadt-Bonlanden ein Mahnmal für ihre tote Tochter errichten und gründeten einen Verein zur Prävention von Sexualstraftaten.

Das Interesse von Journalisten und Öffentlichkeit war gewaltig: Zuhörer standen Schlange vor dem bereits gefüllten Saal. Der Vorsitzende Richter, Klaus Teichmann, hatte Sicherheitskontrollen angeordnet. Vor dem Gerichtsgebäude demonstrierte ein Familienvater mit seiner kleinen Tochter für "lebenslange Sicherheitsverwahrung bei Kinderschändung".

(RPO Archiv)
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