San José Hurrikan "Irma" wütet in der Karibik

San José · Der stärkste jemals über dem Atlantik gemessene Sturm hat auf vielen Karibikinseln eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigt eine "grausame Bilanz" an und befürchtet Todesopfer.

Hurrikan "Irma" hat gestern die Karibik erreicht und ist mit zerstörerischer Gewalt über die Region gefegt. Der stärkste bisher über dem Atlantik gemessene Hurrikan verursachte auf den Karibikinseln Saint-Martin und Saint Barthélémy gewaltige Schäden. "Wir werden Opfer zu beklagen haben", sagte Staatspräsident Emmanuel Macron gestern Abend nach einem Krisentreffen. Es sei zu früh, um eine präzise Bilanz vorzulegen. Diese Bilanz werde aber "hart und grausam" sein, kündigte Macron an.

Das Zentrum "Irmas" überquerte gestern Nachmittag nach Angaben französischer Meteorologen die zu Frankreich und den Niederlanden gehörenden Inseln Saint Barthélémy und Saint-Martin. Auf Saint Barthélémy stehe das Wasser im Gebäude der Feuerwehr einen Meter hoch, die Feuerwehrleute hätten sich in Sicherheit gebracht, teilte der Präfekt der Region Guadeloupe per Twitter mit. Zudem sei die Stromversorgung zusammengebrochen und ein Kraftwerk nicht mehr betreibbar. Auch Saint-Martin sei seit 6 Uhr ohne Strom. Das Gebäude der Präfektur wurde teilweise zerstört. Frankreich hatte für die zu den Kleinen Antillen gehörenden Inseln zuvor die höchste Alarmstufe ausgerufen. Einwohnern wurde es unter Androhung von Strafe verboten, ihre Häuser oder Wohnungen zu verlassen, twitterte das Innenministerium in Paris.

Erstmals war "Irma" am frühen Morgen (Ortszeit) mit bis zu 300 Stundenkilometern bei Barbuda auf Land getroffen. Der Sturm riss Dächer von den Häusern. "Der Herr hat uns geschützt. Es gibt bislang keine Todesopfer. Wir sollten uns jetzt um einen schnellen Wiederaufbau kümmern", sagte der Premierminister von Antigua und Barbuda.

"Irma" bewegt sich mit etwa 26 Kilometern pro Stunde in Richtung Nordwesten. Am Nachmittag drohte der Sturm, Kurs auf den Inselstaat St. Kitts und Nevis zu nehmen. Behörden in der gesamten Karibik bereiten sich weiter mit Hochdruck auf "Irma" vor: In Puerto Rico wurde der Notstand ausgerufen und die Nationalgarde aktiviert. Die Küstenregionen wurden evakuiert. Die Behörden richteten Notunterkünfte für mehr als 63.000 Menschen ein. Insgesamt könnten deutlich mehr Bewohner als bislang bedroht sein - in Puerto Rico, der Dominikanischen Republik und Haiti leben rund 25 Millionen Menschen.

Der britische Milliardär Richard Branson (67) will "Irma" in seinem betonierten Weinkeller aussitzen, schrieb der Unternehmer in seinem Blog. Branson ist zurzeit auf seiner Privatinsel Necker Island, die zu den Britischen Jungferninseln gehört.

Als immer wahrscheinlicher gilt, dass "Irma" auf Florida trifft. Meteorologen betrachten den Zeitraum von Freitagabend bis Montag als kritisch. Der Sturm könne der schlimmste werden, dem Florida je ausgesetzt war, sagte Gouverneur Rick Scott. Alle Einwohner sollen sich für drei Tage mit Wasser und Nahrungsmitteln eindecken. Touristen wurden aufgefordert, die Südwestspitze Floridas zu verlassen.

Auf "Irma" könnte schnell Tropensturm "Jose" folgen. Dieser könne sich zu einem Hurrikan entwickeln und am Wochenende die derzeit von "Irma" betroffenen Inseln erreichen, warnte das US-Hurrikanzentrum. Auch deshalb bieten mehrere Reiseveranstalter kostenlose Umbuchungen und Stornierungen für Reisen in die Dominikanische Republik und nach Kuba an. Bei Tui ist dies für Abflüge bis einschließlich morgen, bei DER Touristik bis Samstag, bei Thomas Cook bis Sonntag möglich - hier inklusive Florida.

Vor gut einer Woche hatte der Wirbelsturm "Harvey" im US-Bundesstaat Texas schwere Schäden angerichtet. Die Zahl der Todesopfer ist inzwischen auf 70 angestiegen. Bundeskanzlerin Angela Merkel bot dem Gouverneur von Texas, Greg Abbott, gestern in einem Telefonat Unterstützung an. Die Kosten für den Wiederaufbau schätzte Abbott zuletzt auf bis zu 152 Milliarden Euro.

(p-m)
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