Duisburg/Port-Au-Prince Hilfe aus NRW: Eine Schule gibt Haiti Hoffnung

Duisburg/Port-Au-Prince · Zum vierten Jahrestag der Erdbebenkatastrophe hat die Kindernothilfe Duisburg ihr ehrgeizigstes Wiederaufbauprojekt verwirklicht.

Die Schule des Heiligen Franziskus war ein besonderes Symbol für das Grauen, das Haiti vor vier Jahren heimgesucht hat: 157 Kinder und Lehrer starben bei der Erdbebenkatastrophe in der Ruine. Am Sonntag wird der Neubau der École Saint François in einem Gottesdienst feierlich eingeweiht — dank vieler großzügiger Spender vor allem aus NRW und der Duisburger Kindernothilfe, die ihr ehrgeizigstes Wiederaufbauprojekt in dem Karibik-Staat damit erfolgreich abschließt.

Trümmer, zerfetzte Schulhefte, Kleidungsreste, unerträglicher Leichengeruch — den deutschen Helfern, die im Januar 2010 nach Rivière Froide westlich der Hauptstadt Port-au-Prince vordrangen, hatte sich ein entsetzliches Bild geboten. Heraus aus dem staubigen Chaos der zerstörten Großstadt stand die Helfergruppe um Jürgen Schübelin, dem Referatsleiter für Lateinamerika und Karibik der Kindernothilfe, damals nach stundenlanger Autofahrt und steilem Fußmarsch plötzlich mitten in einer unwirklichen grünen Bergidylle. Doch hinter einer Wegbiegung erwartete sie ein Trümmerberg; mit bloßen Händen gruben weinende Eltern nach ihren vermissten Kindern.

Aus dem Ort des Grauens ist ein Symbol der Hoffnung geworden: Die Kindernothilfe hatte die zerstörte Schule zunächst behelfsmäßig wiederaufgebaut, damit der Unterricht weitergehen konnte. Jetzt hat das Provisorium ein Ende: 1250 Kinder besuchen den erdbebensicheren, hellen und geräumigen Neubau und sind darüber so begeistert, wie es in Deutschland kaum vorstellbar wäre. Kilometerweit müssen die Schüler jeden Tag zu Fuß über Bergpfade gehen, um zum Unterricht zu gelangen; ihre Schuluniformen tragen sie mit Stolz. Denn für sie und ihre Familien ist die Franziskus-Schule die einzige Chance, Armut und Elend zu entkommen.

3,3 Millionen Euro hat der Gebäudekomplex gekostet. Die Kindernothilfe finanziert über ihr Patenschaftsprogramm außerdem den regelmäßigen Schulbesuch der Kinder bis hin zum Abitur — inklusive täglichem Mittagessen und regelmäßigen Impfungen. Neben dem Neubau entsteht zurzeit außerhalb des Kindernothilfe-Projekts ein Berufsausbildungszentrum, so dass die Lebensbedingungen in der Region insgesamt erheblich verbessert werden — mit Ausstrahlung auf ganz Haiti, das nur etwa neun Millionen Einwohner hat. Der Weg dazu sei im doppelten Wortsinn steinig gewesen, berichtet Schübelin, der das Projekt bis zuletzt betreute: "3000 Tonnen Trümmer mussten abgetragen werden, der Bauplatz war nur schwer zugänglich."

Nach dem Beben war die Anteilnahme auch in NRW groß: In Gottesdiensten, Schulen, bei Konzerten, mit Trödelmärkten und über Spendenkonten wurde Geld gesammelt; mutige Helfer flogen selbst in die Katastrophenregion. Sie arbeiten sogar, wie Berufsschüler aus Kempen, dort teils noch heute, um das Land wieder aufzubauen. Die internationale Kraftanstrengung zeige Wirkung, sagt Schübelin. Großbaustellen prägten die Hauptstadt, die riesigen Zeltlager mit Obdachlosen seien dagegen verschwunden.

(RP)
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