Ausstellung in London Harry Potters magische Welt

London · Eine Ausstellung in der British Library in London stellt den berühmten Zauberschüler in einen weiteren kulturellen Kontext. Neben Potter-Memorabilien finden Besucher weltweite Fundstücke aus der Geschichte der Magie.

Ausstellung in London: Harry Potters magische Welt
Foto: dpa, kde

Ihre eigene Geschichte hat etwas Magisches. Vor 20 Jahren veröffentlichte eine von der Sozialhilfe lebende englische Autorin namens J. K. Rowling den ersten Band einer auf sieben Bücher angelegten Reihe. "Harry Potter und der Stein der Weisen" erschien 1997 lediglich in einer Auflage von 500 Exemplaren, denn viel Erfolgsaussichten gab man dem Buch nicht. 20 Jahre und sechs Bände später stellt das Harry-Potter-Phänomen alles in den Schatten. J. K. Rowling wurde zur ersten Schriftstellerin der Welt, die es allein durchs Schreiben zur Dollar-Milliardärin gebracht hatte. Die Gesamtauflage ihrer Harry-Potter-Bücher beläuft sich auf mehr als 450 Millionen Exemplare, sie wurden in mehr als 70 Sprachen übersetzt und fanden in mehr als 200 Ländern reißenden Absatz. Der globale Wert der Potter-Marke wird auf mehr als 15 Milliarden Dollar geschätzt.

Jetzt feiert eine Ausstellung in London das 20-jährige Jubiläum des Beginns eines weltweiten Kulturexports. "Harry Potter: Eine Geschichte der Magie" zeigt bis zum 28. Februar nächsten Jahres in der British Library neben Potter-Memorabilien aus der Werkstatt von J.K.Rowling einige selten zu sehende Schätze aus dem Fundus der Nationalbibliothek und anderen Institutionen. Ziel der Ausstellung ist es, so Chefkurator Julian Harrison, "die Potter-Story in ihren weiteren kulturellen Kontext zu stellen". Das dürfte ihm gelungen sein.

Ein Highlight findet sich gleich zu Beginn. Gegliedert nach den Unterrichtsfächern der Zauberschule Hogwarts, wird im Raum "Alchemie" der Ripley Scroll präsentiert: eine sechs Meter lange, reich illustrierte Schriftrolle aus dem 16. Jahrhundert, die die Methode zeigt, wie man den Stein der Weisen herstellt, der ewiges Leben verschafft. Im ersten Potter-Band taucht der Alchemist Nicolas Flamel aus, der, wie Harrys Freundin Hermine weiß, "der einzig bekannte Hersteller des Steins der Weisen" ist und im Alter von 665 Jahren in der Grafschaft Devon lebt. Einen Alchemisten Nicolas Flamel hat es wirklich gegeben, allerdings ist er nicht so alt geworden - die British Library hat seinen Grabstein aus Paris herbeigeholt.

Die Geschichte der Magie ist reich, alt und umfasst die ganze Welt, und genau das will die Ausstellung deutlich machen. Aus China kommen Drachenknochen, die zur Wahrsagung dienten. Aus Japan kommt die Mumie einer Meerjungfrau, die in Wahrheit aber aus einem Fischschwanz und einem Affenkopf zusammengenäht wurde. Über jahrhundertealte Manuskripte, die von Einhörnern und Hippogreifen sprechen, bis zu Kristallkugeln, die einmal wirklichen Hexen gehört haben, wird hier die Kulturgeschichte von Zaubertränken und Pflanzenkunde, von Hellseherei und magischen Kreaturen, von Zaubersprüchen und der Verteidigung gegen die schwarzen Künste gezeigt. Für Potterfans ein Muss.

Was ist Dichtung, was ist Wahrheit? Die magischen Elemente in der Rowling'schen Romanwelt finden ihre Entsprechungen in der Wirklichkeit, und deren konstante Gegenüberstellung ist das Thema der Schau. Dazu kommen Ausstellungsstücke, die die Genese der Zauberlehrling-Saga dokumentieren. Aus dem Privatarchiv der Autorin werden Manuskripte gestrichener Kapitel gezeigt, frühe Zeichnungen der Protagonisten finden sich, selbst eine Skizze der Hogwarts-Liegenschaften mitsamt Riesenkrake im verwunschenen See. Auch die allererste Rezension wird präsentiert. Verfasst hatte sie die Tochter des Herausgebers beim Verlag Bloomsbury. "Die Aufregung in diesem Buch ließ mich innerlich ganz warm fühlen", schreibt Alice in krakeliger Handschrift. "Ich glaube, dass es eines der besten Bücher ist, die Acht- bis Neunjährige lesen können." Darauf gab ihr Vater grünes Licht für den Druck.

(RP)
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