Gleiche Bilder auf allen Kanälen, Fettnäpfe getroffen

Wäre die königliche Hochzeit ein Fußball-Weltmeisterschaftsspiel gewesen, hätte es das nicht gegeben: Über sechs Stunden sendeten ARD und ZDF synchron die selben Bilder der britischen BBC, die auch bei den Sendern der privaten Konkurrenz von RTL, Sat.1, n-tv und N24 liefen. Dafür hagelte es schon im Vorfeld Kritik, doch ARD und ZDF hielten stur an ihrer Doppelübertragung fest. Was eine reine Jagd nach Zuschauerquoten war, unterschied sich vor allem in der Trefferquote, mit der die Kommentatoren von Fettnapf zu Fettnapf eilten.

Von Rolf Seelmann-Eggebert, dem Adelsexperten der ARD, hätten alle anderen lernen können, dass es nicht schädlich ist, einfach einmal drei Minuten den Mund zu halten, wenn es drei Minuten nichts zu sagen gibt. Das ZDF schaltete in solchen Momenten zu Andrea Kiewel, die sich aufgekratzt in den Fantrubel warf. Bei der ARD übernahm diesen Job Barbara Schöneberger und war vor allem weniger laut. ZDF-Moderatorin Karen Webb war sich nicht immer ganz sicher, wer nun wer ist und was wer auch immer dann trägt, Teile ihrer Moderation gingen glücklicherweise im Klang der Militärkapellen und dem Jubel der Schaulustigen unter.

Bei RTL hätte man sich manchmal gewünscht, dass eine Kamera die Moderatorinnen statt der BBC-Bilder gezeigt hätte. Wie Katja Burkard, die nach eigener Einschätzung keinen wirklich hörbaren Sprachfehler hat, und Frauke Ludowig sich gegenseitig in ihre grotesken Moderationen fielen ("Sagt die Queen ,Du setzt 'ne Mütze auf', dann setzt sie eine Mütze auf, sagt die Queen aber ,Diadem!', dann setzt sie das Diadem auf!"), das klang schon nach Studio-Ringkampf. Verlässlich begeistert und wie immer kaum zu verstehen: Bruce Darnell, der als Stil-Experte bei RTL ganz aus dem Häuschen war.

Das ZDF kam kurz vor dem Kuss auf dem Balkon auf die geschmacklose Idee, darauf herumzureiten, dass William und Kate am gleichen Tag wie Adolf Hitler und Eva Braun heirateten. Wie man unterhaltsam kleine Gehässigkeiten in den Kommentar einstreut, machte Society-Expertin Sibylle Weischenberg bei Sat.1 vor, wo allerdings auch Ulla Kock am Brink ran durfte. Da lernte man Seelmann-Eggeberts Schweigen endgültig zu schätzen.

(RP)
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