Brüssel Germanwings - EU-Experten fordern strenge Drogentests

Brüssel · Mehr psychologische Untersuchungen für Piloten, mehr Tests auf Alkohol und Drogen und gut ausgebildete Flugmediziner: Eine Expertengruppe unter Vorsitz der europäischen Flugsicherheitsbehörde EASA hat Konsequenzen aus dem Germanwings-Unglück vorgeschlagen. Ihr Bericht soll als Grundlage für Empfehlungen an die Flugbranche und für Gesetzesänderungen dienen. Die Vorschläge der Fachleute:

Die Experten fordern vor allem eine generelle psychologische Untersuchungen für künftige Berufspiloten. "Derzeit gibt es angehende Berufspiloten, die für ihre Ausbildung niemals eine psychologische Bewertung absolvieren", bemängeln die Fachleute. Zwar müssten sich Flugmediziner teils auf die Angaben der Piloten zu möglichen Gesundheitsproblemen verlassen, doch soll mehr Wert auf die psychologischen Qualifikationen der Ärzte gelegt werden.

Schon im März empfahl die EASA, dass immer wenigstens zwei Crew-Mitglieder im Cockpit sein sollten. Dies soll tödliche Alleingänge eines Piloten verhindern helfen. Die Empfehlung soll nach einem Jahr überprüft werden, so der Bericht. Auch die Alkohol- und Drogentests sollten überarbeitet werden. Die Fluggesellschaften sollten nach Einschätzung der Experten stichprobenartig und bei besonderen Anlässen auf Alkohol und Drogen überprüfen. Die Unternehmen müssten unterscheiden zwischen "solider Unterstützung für Piloten, die (Probleme) selbst melden und Intoleranz für Piloten, die sich nicht melden und ihr eigenes und das Leben anderer in Gefahr bringen".

Die Qualifikation und Leistung von Fliegerärzten sollen künftig besser überprüft werden. Die EASA könnte dafür neue Standards entwickeln. Kritisiert wird, das angehende Piloten sich medizinische Atteste in jedem europäischen Staat ausstellen lassen könnten, der EASA-Mitglied ist. Piloten könnten daher "Medizin-Tourismus" betreiben und Staaten ohne zentrales System zur Datenspeicherung wählen, so die Experten. Zudem könnten sie Flugmediziner konsultieren, die im Ruf stehen, weniger streng zu sein. Grunddaten zu Untersuchungen sollten daher für ganz Europa zusammengeführt werden. Dabei soll es vorerst nur um Personendaten von Pilot und Arzt, aber nicht um medizinische Informationen gehen.

Wichtig sei auch das Vertrauen zu Kollegen und Arbeitgeber, um Probleme frühzeitig ansprechen zu können. Eine "Atmosphäre der Angst" müsse vermieden werden, meinen die Experten.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort