Manila erwägt Beschränkung der Medien Geiseln: Angst vor Militäraktion
Manila (dpa). Unter den auf die Südphilippinen verschleppten Geiseln wächst offenbar die Angst vor einer militärischen Befreiungsaktion. In einem am Freitag bekannt gewordenen Brief appellieren die Entführten dringend an die philippinische Regierung, auf ein Eingreifen der Armee zu verzichten. Unterdessen erwägt Manila eine Beschränkung der Arbeit der Medien bei der Berichterstattung über das Entführungsdrama, das vor fast zwei Monaten begonnen hatte.
Die Kidnapper der militanten Moslemgruppe Abu Sayyaf hatten das Schreiben am Freitag einem Mittelsmann der Regierung nach dessen Besuch bei den Entführten übergeben. Darin verlangen die Geiseln auch, die seit mehr als einer Woche unterbrochenen Gespräche mit den Extremisten wieder aufzunehmen. Nach Angaben des Mittelsmannes trug der Brief die Unterschriften der zehn westlichen Geiseln, die Ende vergangener Woche von den asiatischen getrennt worden waren.
Die Regierung in Manila denkt derweil darüber nach, die Arbeit der Journalisten auf der Insel Jolo einzuschränken. Die Berichterstattung schaffe den Entführern ein Forum und ziehe die Verhandlungen in die Länge, kritisierte Regierungssprecher Ricardo Puno. Zudem werde den Kidnappern ein Gefühl von Überlegenheit vermittelt.
"Es geht nicht mehr einfach darum, dass Medienleute dorthin gehen, wo die Informationen sind. Vielmehr geht es darum, ob sie als Werkzeuge benutzt werden", sagte Puno. Vor zwei Wochen waren zehn ausländische Journalisten, davon die meisten Deutsche, vorübergehend selbst von den Extremisten als Geiseln genommen worden und erst gegen ein Lösegeld von 25 000 US-Dollar freigekommen.
Weiterhin hielten sich die Regierungsvermittler am Freitag zu Beratungen mit dem philippinischen Präsidenten Joseph Estrada in Manila auf. Wann sie nach Jolo zurückkehren, blieb weiter unklar.
Erst am Vortag hatten die Kidnapper noch auf eine schnelle Wiederaufnahme der Verhandlungen über die Freilassung ihrer insgesamt 21 Geiseln gedrungen. Weil es zwei der Entführten sehr schlecht gehe, müssten die Unterhändler der Regierung umgehend auf die 1 000 Kilometer von Manila entfernte Insel zurückkehren, ließ der Anführer der Abu-Sayyaf-Guerilla, "Commander Robot", mitteilen.