Leverkusen Gegen homosexuelle Königspaare

Leverkusen · Der Bund der Historischen Schützenbruderschaften hat sich auf dem Verbandstag mit großer Mehrheit für ein Verbot von schwulen Königspaaren ausgesprochen. Dem Partner ist es aber erlaubt, in der zweiten Reihe zu gehen.

An der Spitze von katholischen Schützenumzügen soll es künftig in Nordrhein-Westfalen keine schwulen Pärchen geben. Der Bund der Historischen Schützenbruderschaften beschloss gestern bei seinem Verbandstag in Leverkusen mit 450 Stimmen bei 28 Gegenstimmen ein Verbot von schwulen Königspaaren. Das teilte ein Verbandssprecher mit. 18 Stimmberechtigte enthielten sich.

Der Verband vertritt damit die Linie, dass homosexuelle Schützenkönige bei Umzügen nicht mehr neben ihrem gleichgeschlechtlichen Lebenspartner auftreten sollen. Dem Partner eines schwulen Schützenkönigs ist es demnach erlaubt, in der zweiten Reihe hinterher zu gehen. "Es wäre aber schön, wenn der König sich für offizielle Anlässe eine Ersatzkönigin nimmt", sagt Verbandssprecher Rolf Nieborg. Zwingend sei dies jedoch nicht, weil in vielen Bruderschaften aus Kostengründen eine Schützenkönigin nicht vorgesehen sei. Ursprünglich wurde von Verbandsmitgliedern beantragt, homosexuellen Schützenkönigen bei Umzügen eine weibliche Begleiterin vorzuschreiben.

"Das öffentliche Auftreten als gleichgeschlechtliches Königspaar ist mit der christlichen Tradition der Bruderschaften nicht vereinbar", hieß es in einer Stellungnahme des Verbandes. "Repräsentanten müssen durch ihr Auftreten zum Ausdruck bringen, dass sie die Grundsätze des christlichen Glaubens mittragen." Das Sakrament der Ehe habe eine wesentlich tiefere Bedeutung als jede andere Lebenspartnerschaft.

In Gang gekommen war die Debatte durch den Münsteraner Schützenkönig Dirk Winter, der im vergangenen Sommer seinen langjährigen Lebenspartner mit auf den Thron genommen hatte. Schützen aus Paderborn und Münster stellten daraufhin den Antrag, gleichgeschlechtliche Königspaare zu verbieten. Vielmehr müsse ein homosexueller Schützenkönig eine Frau als Begleitung wählen. Winter zeigte sich über die gestrige Entscheidung des Dachverbandes eher erleichtert. "Wir können damit leben", sagte er nach der Sitzung.

Die Abstimmung hatte im Vorfeld für heftige Diskussionen gesorgt. So sprach die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, von einem "Signal der Intoleranz" und forderte den Bund der Historischen Schützenbruderschaften auf, das Verbot abzulehnen. "Ich finde es befremdlich, dass die Schützen schwule Königspaare nicht dulden wollen", sagte Lüders. Es sei fraglich, ob die geplante Satzungsänderung mit dem Diskriminierungsverbot wegen sexueller Identität in Einklang zu bringen sei. Die Schützen müssten sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden.

Mit Diskriminierung habe das überhaupt nichts zu tun, so Schützenverbandssprecher Nieborg. Erstens sei festgelegt, dass Religionsgemeinschaften eigene Aufnahmeregeln haben dürften. "Zudem unterschreibt jeder, der einem Schützenverein beitritt, eine Satzung, die besagt, dass er sich den christlichen Grundsätzen entsprechend verhält. Das ist halt so, und das sollte man auch akzeptieren."

(RP/top)
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