Sylt Gabriele Pauli verliert auf Sylt

Sylt · Die Einwohner trauten ihr nicht zu, dass sie die Probleme der Insel löst.

 Gabriele Pauli hat die Stichwahl auf Sylt verloren.

Gabriele Pauli hat die Stichwahl auf Sylt verloren.

Foto: dpa, reh sab

Die ehemalige Fürther Landrätin und einstige "CSU-Rebellin" Gabriele Pauli hat die Bürgermeisterwahl auf der Nordseeinsel Sylt verloren. Die 57-jährige parteilose Bayerin unterlag gestern in der Stichwahl mit 45,0 Prozent ihrem Konkurrenten Nikolas Häckel (parteilos), der laut Wahlleitung 55,0 Prozent erhielt. Häckel, von der Sylter Wählergemeinschaft aufgestellt und von SPD und SSW unterstützt, tritt sein neues Amt im Mai 2015 an. Er löst Petra Reiber (parteilos) ab, die nach fast einem Vierteljahrhundert nicht mehr kandidiert hatte.

Bei der ersten Wahlrunde im Dezember hatte Pauli mit 30,6 Prozent noch vor Häckel gelegen, der 27 Prozent erhalten hatte. Während Pauli auf ihre Sachkompetenz nach 18 Jahren als Landrätin setzte, betonte Häckel seine Erfahrungen in der Verwaltung: Seit mehr als elf Jahren leitet er das Bauamt in der Gemeinde Kronshagen bei Kiel. Zudem warb der gebürtige Insulaner als "ein Sylter für Sylt" um Stimmen.

Pauli war im Frühjahr 2014 nach einer Politik-Pause ins Gespräch für die vakante Stelle als Bürgermeisterin auf der bei vielen Prominenten beliebten Insel gebracht worden. Danach besuchte sie mehrfach die Insel, fand Gefallen am Norden, zog nach Sylt. Dort wollte sie auch im Fall einer Niederlage bleiben. Zur 13 000-Einwohner-Gemeinde Sylt gehören die Ortsteile Westerland, Keitum, Rantum, Tinnum, Archsum und Morsum.

Die Insel hat - anders als es ihr Image als Treffpunkt der Reichen und Schönen vermuten lässt - einige ernsthafte Probleme. So gibt es seit 2014 auf Sylt keine Geburtshilfestation mehr: Etwa 80 bis 100 Krankenhausgeburten pro Jahr waren zu wenig. Frauen, die keine Hausgeburt wollen, müssen nun auf dem Festland gebären. Der Zorn darüber hat sich auf der Insel noch nicht gelegt. Die geringe Geburtenzahl trägt auch zu anderen Entwicklungen bei: 2014 wurde eine Schule geschlossen, ein Kindergarten folgt dieses Jahr.

Die Promi-Insel kennt auch Armut: Immerhin 150 Menschen gehören zu den sogenannten erwerbsfähigen Leistungsbeziehern, die Sylter Tafel verzeichnet eine steigende Kundenzahl. Ein Dauerbrenner auf der Insel ist der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Viele Wohnungen werden in teure Ferienunterkünfte umgewandelt, im Winter wirken ganze Straßenzüge ausgestorben, Einheimische ziehen aufs Festland, in der Saison werden Servicekräfte händeringend gesucht. Ob der im Herbst begonnene, vom Land geförderte Bau von "sozial gebundenen" Wohnungen spürbare Erleichterung verschafft, muss sich erst noch zeigen.

(dpa)
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