Ratingen Frühlingsfest für Ackermann

Ratingen · In ihrem Familiensitz in Ratingen-Hösel ehrte die Industriellenwitwe und Kunstprofessorin Gabriele Henkel den scheidenden Chef der Deutschen Bank. 70 illustre Gäste fanden sich ein. Das feine Essen krönte ein Feuerwerk.

Als Gastgeberin ist Gabriele Henkel unerreicht. Das Frühlingsfest, das die Grande Dame der Gesellschaft zu Ehren von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann auf dem Henkel-Familiensitz in Hösel bei Ratingen gab, war erlesen. Nicht Protz und Prunk kennzeichnen die Abendgesellschaften der Kunstprofessorin und Witwe des Industriellen Konrad Henkel. Sondern feingeistiges, persönliches und diskretes Umsorgen der Gäste macht den Reiz ihrer Einladungen aus.

Hunderte Tulpen, eine schöner als die andere, hatte man in Vasen arrangiert. Auf kostbaren Seidenstores, die die Fenster des Gartenpavillons schmückten, waren Blüten kunstvoll aufgemalt worden – extra für dieses Fest. In einer künstlerischen Installation hatte die Gastgeberin Papageientulpen auf Wasserglasbrocken gesetzt, dazwischen gusseiserne Schildkröten gelegt und Kleider aus Geldscheinen aufgestellt. Ein Brustpanzer dominierte den eisig beleuchteten Tisch, Henkels Kommentar: "Eine Rüstung braucht man im Leben, besonders Josef Ackermann."

Die Schlagzeilen, die der Ehrengast am selben Tag machte, trübten die Stimmung in keiner Weise. Ackermann hatte kurz zuvor ein Treffen mit 200 Führungskräften am 11. April im Edelhotel "Le Montreux Palace" abgesagt – dies sollte ein offizielles Abschiedsfest für den Noch-Chef der Deutschen Bank werden. Nun zog er Henkels herzliche Einladung vor, die mit 70 illustren Gästen aus allen Teilen Deutschlands zum Abschieds-Dinner mit persönlicher Note in der Rhein-Ruhr-Region geriet.

Viele Gäste kamen viel zu früh, hatte doch jeder Staus befürchtet. Unter den Ersten waren der Kabarettist Harald Schmidt, der Nahost-Experte Peter Scholl-Latour und Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Schnell füllte sich der wohnliche Empfangsraum, in dem Kunstwerke auf Staffeleien ausgestellt waren, auch eines von Gerhard Richter. "Ist das ein Bild vom Dom-Fenster-Maler?", fragte Matthias Matussek in den Raum. Dem Autor und Journalisten antwortete sogleich Harald Schmidt: "Nein, das ist Vorwerk." Er war den Abend über so lustig drauf wie in seinen Late-Night-Shows.

Adelige wie Simion Graf Wolf Metternich, Peter Graf Wolf Metternich und Gräfin Lambsdorff trafen auf Künstler wie Günther Uecker oder Andreas Gursky, auf den Galeristen Hans Mayer und die Henkel-Aufsichtsratsvorsitzende Simone Bagel-Trah. Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement saß am Tisch von Gabriele Henkel wie auch der Schauspieler Bruno Ganz. Die Medien waren prominent vertreten mit Klatschkolumnist Michael Graeter, Ex-RTL-Chef Helmut Thoma, dem Chefredakteur der "Weltwoche", Roger Köppel, Stern-Autor Hans-Ulrich Jörges, dem "Zeit"-Herausgeber Josef Joffe und seiner Frau, der Journalistin Christina Brinck.

Der 64-jährige Schweizer Banker kam ohne seine Gattin, die er wegen Magenbeschwerden entschuldigen ließ. Charmant bedachte er die Damen mit Handküssen und seine Gastgeberin in einer kurzen Ansprache mit dem schönsten Kompliment des Abends: Er sei zum vierten Mal Gast im Hause Henkel, die Feste seien immer ganz außerordentlich. "Bei Henkel finden Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen zusammen, man lernt sich als Mensch kennen", sagte Ackermann, "vielleicht wird man sogar Freund". Gemeinsam mit seiner Frau Pirkko Mölsä habe er immer wieder versucht, diesen Stil zu kopieren, "aber es gelingt uns einfach nicht." Er habe in Deutschland eine schöne Zeit gehabt, die "sehr sehr offene Gesellschaft" schätzen gelernt. "Was mir fehlen wird in der Schweiz, ist die europäische Dimension." Er gehe mit weinendem Auge. Das gab Ackermann zu. Und schloss mit einem Bonmot: "Der Ruf war schlechter als die Realität – ich befürchte: Der Nachruf wird besser sein."

Komplimente anderer Art gab Gabriele Henkel an den Bankchef unter Applaus zurück: "Der Abend gilt Ihnen, Herr Ackermann, Sie haben viel für das deutsche Bankwesen, für unser stabiles Geldwesen getan." Mit diesem Fest wolle sie auch den Frühlingsanfang feiern, die Tulpen symbolisierten ein Versprechen: "Springtime for everybody!" rief Gabriele Henkel ins Mikro und eröffnete das Menü mit Carpaccio, Hummerravioli und Küken aus Höseler Stübchen. Zum Dessert gab es ein Schokoladenspar-schwein mit Goldmünze im Schlitz.

Noch vor dem Feuerwerk, das "Alles Gute" in den dunklen Himmel schrieb, servierte Harald Schmidt eine launige Einlage: "Was für ein schöner Mittwoch!" begann er, auf Bundespräsident Joachim Gauck anspielend. Auch er, der ehemalige Kleinkünstler, sei sozial aufgestiegen, sonst wäre er wohl nicht unter den Gästen. Heute gehöre er zu denen, die beim Lesen der Kontoauszüge nicht wüssten, ob die Ziffern den Kontostand oder die Bankleitzahl meinten.

(RP)
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