Überfall auf Unterhändler geplant? Französische Journalisten sollen Samstag auf Jolo freikommen

Zamboanga/Kuala Lumpur (AP). Die beiden auf der südphilippinischen Insel Jolo festgehaltenen französischen Fernsehjournalisten sollen am (morgigen) Samstag freikommen (Foto: Geisel Jean-Jacques Garrec). Dies teilte Chefunterhändler Roberto Aventajado am Freitag nach einem Telefonat mit dem Anführer der Abu-Sayyaf-Extremisten, Commander Robot, mit. Wegen der Gefahr durch Angriffe rivalisierender Abu-Sayyaf-Gruppen würden die Unterhändler aber vorsichtig agieren, sagte Aventajado. Vergangene Woche war vor der Freilassung des Deutschen Marc Wallert und dreier weiterer Geiseln eine Delegation auf dem Weg zu den Entführern beschossen worden.

Ein Splittergruppe der Abu Sayyaf plane einen weiteren Hinterhalt, verlautete aus Kreisen der Unterhändler. Daher könne sich die Freilassung der Franzosen möglicherweise verschieben. Die Verhandlungen waren in der Vergangenheit durch Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Abu-Sayyaf-Gruppen verzögert worden, bei denen es offenbar um die Verteilung des Lösegelds ging. Für die bisher freigelassenen Geiseln wurden nach Angaben von Unterhändlern insgesamt 15 Millionen Dollar gezahlt.

Unterdessen sagte Präsident Joseph Estrada in einem Rundfunkinterview, die Streitkräfte hätten die Entführer bisher aus Rücksicht auf die Geiseln nicht angegriffen. Für die Zukunft schloss Estrada einen Militärschlag aber nicht aus. Die Entführer halten auf Jolo derzeit neben den beiden Franzosen 13 Philippiner, drei Malaysier und einen Amerikaner in ihrer Gewalt.

Unterdessen erwägen die Behörden nach Angaben des nationalen Sicherheitsberaters Alexander Aguirre, eine Nachrichtensperre zu verhängen. Die Regierung solle zwar das allgemeine Vorgehen in der Geiselkrise ankündigen, Einzelheiten aber geheim halten, um ihre Aktionen nicht zu gefährden, sagte Aguirre.

Angesichts der Serie von Entführungen in Malaysia durch philippinische Gruppen hat der malaysische Verteidigungsminister Najib Tun Razak seinen Soldaten befohlen, das Feuer auf verdächtige Boote zu eröffnen. "Jeder Eindringling, der Menschen entführen will, kann von der Armee erschossen werden", wurde der Minister am Freitag von der Zeitung "Utusan Malaysia" zitiert. Verdächtige Bootsbesatzungen sollten zunächst durch Zuruf gestoppt und zum Aufgeben aufgefordert werden. Scheitere dieser Versuch, sollten die Soldaten schießen. Um die Sicherheit zu verbessern, seien außerdem die Tauchschulen auf den Inseln mit Funkgeräten ausgerüstet worden, um schnell Hilfe rufen zu können.

Philippinische Moslemextremisten der Gruppe Abu Sayyaf hatten Ostern 21 Menschen von der malaysischen Insel Sipadan entführt, darunter auch die Göttinger Familie Wallert. Marc Wallert kam erst in der vergangenen Woche frei. Am Tag seiner Freilassung wurden von einer anderen malaysischen Insel erneut drei Menschen verschleppt.

(RPO Archiv)
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