Düsseldorf Fluglinie verkauft Tickets nach Gewicht
Düsseldorf · Als erste Fluggesellschaft erhebt Samoa Air Ticketpreise nach dem Gewicht der Reisenden. Das sei für Familien mit Kindern gerechter als der herkömmliche Tarif. Deutsche Airlines fürchten eine Diskriminierung Übergewichtiger.
Wer einen Flug bei Samoa Air bucht, der muss bis zu 1,46 Euro pro Kilogramm seines Körpergewichts zahlen. Es gibt keinen pauschalen Ticketpreis mehr, sondern Reisende werden bei der Buchung dazu aufgefordert, ihr Gewicht anzugeben. Sollten sie augenscheinlich schummeln, kann man auf den Flughäfen im pazifischen Inselstaat schnell nachwiegen: Lange Wartezeiten kennt man vor den Abflügen der kleinen zweimotorigen Propellermaschinen nicht.
Der Geschäftsführer von Samoa Air, Chris Langton, empfindet das neue System als gerechter. "Jeder Fluggast hat schon gedacht, dass er die Hälfte des Flugpreises seines Sitznachbarn mitbezahlt", sagt er. Er meint, dass die Preise vor allem Familien entgegenkommen würden. "Kinder wiegen weniger als Erwachsene und zahlen somit auch weniger." Das Gepäck wird ebenfalls abhängig von der Länge der Flugstrecke berechnet.
Flugticketpreise, die sich am Gewicht der Passagiere orientieren, würden einer Studie zufolge nicht nur den Fluggesellschaften, sondern auch dem Klima zugutekommen. In einem wissenschaftlichen Artikel im "Journal of Revenue and Pricing Management" argumentiert der Ökonom Bharat P. Bhatta, dass jedes eingesparte Kilogramm bei einem Flug für die Airline eine jährliche Ersparnis von 3000 US-Dollar bedeute und darüber hinaus auch eine erhebliche Senkung der CO2-Emissionen. Der Norweger empfiehlt ein Preismodell, bei dem der Passagier einen Grundpreis bezahlt. Ein zusätzlicher Fixbetrag würde dem Kunden erstattet oder zusätzlich berechnet, wenn er unter oder über einem Grenzwert für das Körpergewicht liege.
Für deutsche Fluglinien kommt das nicht in Frage. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) kritisiert den Vorschlag. Die Airlines bemühten sich, bei der Beladung der Maschine Gewicht zu sparen, sagt eine Sprecherin. "Servierwagen wiegen bereits 7,5 Kilogramm weniger als früher. Ein Flugzeug mit 38 Servierwagen an Bord kann so nicht nur 225 Kilogramm, sondern auch jede Menge Kerosin sparen." Seit 1990 hätten die BDL-Mitglieder den Durchschnittsverbrauch ihrer Flugzeuge um 37 Prozent gesenkt. "Auf den Passagier bezogen führt diese Debatte aber unweigerlich zu Diskriminierung", sagt die Sprecherin.
Der gleichen Meinung ist der Sekretär der Deutschen Adipositas-Gesellschaft, Detlef Kunze. Er hält die Idee aus der Südsee für "nicht sinnvoll, darum lehnen wir diesen Vorschlag ab". Ein Sprecher der Lufthansa erklärt, dass "Betroffene meist selbst für ihre Bedürfnisse sensibilisiert sind" und bei ihrer Buchung zwei Plätze oder ein Upgrade beantragen. Einen Ticketpreis, der sich am Gewicht des Reisenden bemisst, kann er sich in Deutschland nicht vorstellen. "Bei uns gilt der Grundsatz, dass wir jeden Menschen gleich behandeln."