ProSieben-Recherche am Airport Düsseldorf TV-Beitrag stellt Sicherheit am Flughafen infrage
Düsseldorf · Ein Beitrag der Sendung „Zervakis & Opdenhövel. Live.“ offenbart, wovor lange gewarnt wurde: Bei den Problemen an den Flughäfen geht es nicht nur um lange Wartezeiten, sondern auch um Fragen der Flugsicherheit.

Chaos am Düsseldorfer Flughafen - ein Rückblick auf die letzten Jahre
Eigentlich sollte es in dem Beitrag der Sendung „Zervakis & Opdenhövel. Live.“ am Montagabend auf ProSieben um die Personalprobleme an deutschen Flughäfen gehen. Dazu wurde ein Reporter am Flughafen Köln/Bonn und eine Reporterin am Düsseldorfer Flughafen als Mitarbeitende eingeschleust. Was sie vorfanden, war wenig überraschend: Schlechte Arbeitsbedingungen, geringe Bezahlung und ein wenig attraktives Arbeitsumfeld. Doch am Flughafen Düsseldorf zeigte sich, dass die Personalprobleme auch dazu führten, dass sich die Reporterin ohne die notwendige Sicherheitsprüfung zum Teil alleine in der Kabine eines Flugzeugs aufhalten konnte. Die Reporterin arbeitete bei der Flugsicherheitsfirma AHS als Ramp Agent, also an der Schnittstelle zwischen Check-In, Bodenpersonal und Gepäckabfertigung.
Diese sogenannte Zuverlässigkeitsprüfung (ZÜP), die durch die Bezirksregierung durchgeführt wird, ist eigentlich obligatorisch. Ohne sie können höchstens Tagesausweise ausgestellt werden, etwa für Besucher, wie Verdisekretär und Flughafenexperte Özay Tarim erklärt. „Mit diesen Tagesausweisen darf man dann, nach einer Personen- und Warenkontrolle, auch hinter die Sicherheitschecks. Niemals aber darf sich eine Person mit einem Tagesausweis alleine dort bewegen, das gilt für Besucher genauso wie für Mitarbeitende, die zum Beispiel ihren Ausweis vergessen haben“, sagt er.
Das bestätigt auch ein Flughafen-Sprecher. Werde so ein Tagesausweis für eine Person ausgestellt, so liege die alleinige Aufsichtspflicht und Verantwortung bei der Begleitperson und ihrem Arbeitgeber – im genannten Fall der Reporterin bei dem AHS-Mitarbeiter und der AHS, die sie nicht hätten alleine lassen dürfen. „Wird gegen die Auflagen verstoßen, auch ohne Vorsatz, wird der Person der Tagesausweis entzogen und sie wird unverzüglich aus dem Sicherheitsbereich begleitet. Zeitgleich erfolgt eine Meldung an die Sicherheitszentrale des Flughafens. Der Begleitperson kann der Flughafenausweis entzogen werden, und es werden durch den jeweiligen Arbeitgeber gegebenenfalls arbeitsrechtliche Schritte gegen sie eingeleitet“, so der Sprecher. Kommt es zu einer strafrechtlichen Verfolgung, kann ein solcher Fall eine Geldbuße von bis zu 10.000 Euro nach sich ziehen.
Der Flughafen nehme den Inhalt der Sendung sehr ernst und werde dem nachgehen, ihn rechtlich prüfen und gegebenenfalls entsprechende Schritte einleiten, so der Sprecher. „Mit dem in der Sendung genannten Dienstleister AHS stehen wir bereits in einem intensiven Austausch zu den dargestellten Inhalten. Wir erwarten eine ausführliche Stellungnahme des Dienstleisters zur Einarbeitung und dem Einsatz der betreffenden Reporterin/Mitarbeiterin“, sagte er unserer Redaktion.
Ernst nehme man die Vorwürfe auch bei AHS, wie eine Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion sagte. Man prüfe nun alle damit verbundenen Prozesse. Gleichwohl heißt es aber: „Es ist keine Sicherheitslücke entstanden“, so die Sprecherin. „Nach unserem jetzigen Kenntnisstand verfügte die Kollegin über eine vorläufige Zutrittsberechtigung für den sicherheitssensiblen Bereich und war stets in Sichtweite eines Mitarbeitenden mit gültiger ZÜP. Nach unserer Analyse der Fernsehbilder gehen wir derzeit ganz stark davon aus, dass die begleitende Kollegin, während der Aufzeichnung der ausgestrahlten Szene, mit einem Techniker der Airline am Ein-/Ausgang des Flugzeugs sprach und die Reporterin sich in Sichtweite bewegte.“ Generell sei der langwierige Überprüfungsprozess zwar problematisch, die Überprüfung aber unerlässlich. Aktuell seien der Firma keine Fälle bekannt, bei denen Personen unbefugt Zugang zum sicherheitssensiblen Bereich bekommen hätten. Man wolle nun auch die Mitarbeitenden außerplanmäßig sensibilisieren und darauf hinweisen, die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften zu überprüfen.
Die in der Sendung gezeigten Bilder bezeichnet Özay Tarim als erschreckend und unverantwortlich. „Das zeigt das Dilemma. Durch die Personalprobleme gibt es einen hohen Druck auf die Sicherheitsfirmen und ihre Mitarbeitenden. Das darf aber niemals zu Lasten der Sicherheit gehen“, so der Gewerkschaftler. Er erinnert an die Worte aus der Politik, als der Vorschlag im Raum stand, die Personalprobleme mit angeworbenen Kräften aus der Türkei abzumildern: „Damals hieß es, man wolle keine Abstriche bei den Sicherheitsüberprüfungen machen. Es stellt sich heraus, dass es die aber bereits gibt“, sagt er. Er erwarte, dass Betreiber und Sicherheitsfirma Konsequenzen ziehen, wie auch immer die aussehen mögen.
Auch die Bundestagsabgeordnete Zanda Martens (SPD) zeigt sich schockiert von den Recherchen. Sie beschäftigt sich schon lange mit dem Flughafen, berichtet im Bundestag zu Fluggastrechten und ist Mitglied im Aufsichtsrat des Flughafenbetreibers. Sie sagt, das fehlende Personal belaste nicht nur die Beschäftigten unerträglich, sondern gefährde ernsthaft die Sicherheit aller. Letzteres sei besonders bedenklich. Martens: „Die Sabotage an den Bundesbahnstrecken hat gerade erst gezeigt, dass wir uns überhaupt keine Nachlässigkeit in Sicherheitsfragen erlauben und nicht daran sparen dürfen.“