Nach Hinweis aus der Bevölkerung Flüchtiger Sexualstraftäter gefasst

Lippstadt (rpo). Wenige Stunden nach der Flucht konnte am Mittwochmorgen ein aus der Klinik für psychisch kranke Straftäter in Lippstadt-Eickelborn geflohener 27-Jähriger gefasst werden.

Der bereits mehrfach vorbestrafte Mann hatte zuvor eine 34-jährige Krankenschwester als Geisel genommen und sexuell missbraucht, wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch in Eickelborn berichtete. Zuvor hatte er die ihm als persönliche Betreuerin zugeteilte Frau mit einem Messer in seine Gewalt gebracht. Die leicht verletzte Geisel ließ der Flüchtende vor der Klinik wieder frei.

Der 27-jährige aus Essen stammende Mann hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft sein 34-jähriges Opfer bei einem "normalen Gespräch" in einem Büroraum der geschlossenen Abteilung plötzlich mit einem Tafelmesser bedroht. Anschließend zerrte er sein Opfer in eine Toilette der Station und versuchte, sie zu vergewaltigen. Nachdem er den Pförtner gezwungen hatte, die Sicherheitsschleuse zu öffnen, verließ der 27-jährige mit seiner Geisel das Haus und verschwand in der Dunkelheit. Die unter Schock stehende Frau musste mit Kratz- und Schürfwunden behandelt werden.

Ein Radiohörer gab der Polizei schließlich den entscheidenden Tipp bei der Fahndung nach dem Ausbrecher. Wenige Minuten später ließ er sich etwa 15 Kilometer von der Klinik entfernt widerstandslos festnehmen. Nachdem der Flüchtige zuvor zwei Frauen auf dem Weg zur Arbeit angesprochen und nach einem Bahnhof gefragt hatte, hatten die beiden ihrem Arbeitskollegen und späteren Tippgeber der Polizei von dem Vorfall mit dem völlig durchnässten und durchgefrorenen Mann erzählt.

Die Polizei hatte zunächst die Anwohner nicht über den Vorfall informiert. "Wir hatten die Befürchtung, dass wir weitere Kurzschlusshandlungen provozieren, wenn wir mit Lautsprecherwagen durch den Ort fahren", sagte der Einsatzleiter. Am frühen Morgen wurde dann die Bevölkerung schließlich doch per Durchsage und Radio gewarnt. Kinder sollten nicht zum Kindergarten oder zur Schule gehen.

Der Leiter der Forensik, Michael Osterheider betonte, dass die Psychiatrische Klinik keine JVA sei. "Solche Geiselnahmen sind auch in hoch gesicherten Kliniken nicht auszuschließen", sagte er. Der 27- Jährige sei bereits seit acht Jahren dort untergebracht und habe keinerlei Lockerungen genossen, da kaum Therapieerfolge zu sehen gewesen seien. Bei dem Mann müsse man nach diesen Vorfällen ernsthaft überlegen, ob er nicht zu der Gruppe psychisch kranker Straftäter gehöre, die nicht therapierbar seien und besser in einer JVA aufgehoben seien.

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