30-jähriger Spanier gewinnt Neuauflage seines Prozesses Florida: Freispruch statt Todesstrafe

Tampa (rpo). Worauf der Deutsche Rudi Apelt noch hofft, ist jetzt einem 30 Jahre alten Spanier in Tampa im US-Bundesstaat Florida gelungen. Nach rund drei Jahren in der Todeszelle hat er die Neuauflage seines Prozesses gewonnen und ist freigesprochen worden.

Das berichteten die spanischen Medien am Donnerstag. Der heute 30-Jährige Joaquin Jose Martinezwar 1997 wegen der Morde an einem Drogenhändler und einer Striptease-Tänzerin zum Tod durch den elektrischen Stuhl verurteilt worden, obwohl keine konkreten Beweise wie Fingerabdrücke, Blutspuren oder Augenzeugenberichte gegen den Spanier vorgelegen hatten.

Das Todesurteil löste damals in Spanien eine beispiellose Welle der Solidarität mit dem Verurteilten aus. Die Madrider Regierung, das Parlament und sogar Papst Johannes Paul II. setzten sich für Martinez ein. Im Wiederaufnahme-Verfahren brauchten die Geschworenen in Tampa (Florida) nun nicht einmal drei Stunden, um den Angeklagten am Mittwoch einstimmig für unschuldig zu erklären. Martinez hatte vier Jahre im Todestrakt eines Gefängnisses im US-Bundesstaat Florida verbracht.

Spaniens König Juan Carlos schickte dem Freigesprochenen nach Presseberichten ein Glückwunsch-Telegramm. Das Todesurteil in erster Instanz hatte sich auf Beschuldigungen der Ex-Ehefrau von Martinez und ein fragwürdiges Video gestützt. "Es ist skandalös, dass in einer Demokratie wie den USA jemand ohne Beweise zum Tode verurteilt werden kann", schrieb die größte spanische Zeitung "El Pais". Die Polizei in den USA verfolgt wegen des Doppelmordes mittlerweile angeblich zwei andere Verdächtige. Die Familie des Spaniers hat nun Anwaltsrechnungen von weit über einer Million Mark zu begleichen.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort