Augenzeugen sahen Flammen aus Gebäude aufsteigen Feuergefechte in serbischer Haftanstelt

Nis/Jugoslawien (AP) In einer serbischen Haftanstalt ist es am Dienstag offenbar zu Feuergefechten zwischen Aufständischen und der Polizei gekommen. Augenzeugen vor dem Gefängnis in Pozarevac berichteten, sie hätten Flammen aus einem Gebäude aufsteigen sehen. Kurz darauf seien Schüsse gefallen. Hunderte Polizisten umstellten unterdessen in Nis eines der größten Gefängnisse Jugoslawiens. Die Meuterer wollen in eine diskutierte Amnestie für albanische politische Häftlinge einbezogen werden.

Die Häftlinge in Nis forderten Verhandlungen mit den drei Justizministern der serbischen Übergangsregierung. Ein Angebot, mit dem Leiter der Anstalt, Miodrag Djordjevic, zu sprechen, lehnten sie ab. "Wir sind bereit zu verhandeln, aber nicht mit dem Gefängnisdirektor", sagte ein Gefangener. Der Direktor sei korrupt. Djordjevic erklärte, die Justizminister seien auf dem Weg nach Nis. Vor dem Gefängnis versammelten sich etwa 200 Angehörige der Straftäter.

Gefangener fiel vom Dach

Ein Gefangener fiel am Dienstagmorgen vom Dach und zog sich nach Krankenhausangaben schwere Kopfverletzungen zu. Drei weitere Häftlinge erlitten leichte Verletzungen. Ein Albaner sagte der Nachrichtenagentur AP, alle 300 albanischen Häftlinge, die sich der Meuterei nicht angeschlossen hätten, seien in einem Block eingeschlossen worden. Sie müssten im Dunkeln sitzen, weil der Strom abgeschaltet sei. Ein serbischer Gefangener erklärte, rund 1.000 Häftlinge seien in Hungerstreik getreten. Sie forderten, dass ihre Strafen um 30 Prozent reduziert würden und die Verwaltung des Gefängnisses bis Mittwoch ausgetauscht werde.

Die Polizei hatte das Gefängnis in Nis am Montagabend unter Einsatz von Tränengas zu stürmen versucht, sich aber zurückgezogen, als die Gefangenen begannen, ihre Zellen anzuzünden und auf die Dächer gingen. In Pozarevac östlich von Belgrad traten nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Beta am Montag 170 Häftlinge in den Hungerstreik. Ihr Forderungen wurden nicht bekannt.

Die Meuterei in Nis begann am Montag als Solidaritätsaktion für die Gefangenen in der nördlich von Belgrad gelegenen Haftanstalt von Sremska Mitrovica, die am Sonntagabend in einem der drei Blöcke ihre Revolte begonnen hatten. Die Häftlinge protestieren nach Belgrader Medienberichten gegen Folter und schlechte Haftbedingungen sowie ebenfalls für die Ausweitung des geplanten Amnestiegesetzes.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort