Einsturzgefahr besteht nach dem Brand offenbar nicht Fernsehturm soll stehen bleiben

Moskau (dpa) - Der Moskauer Fernsehturm Ostankino soll trotz der Brandkatastrophe mit drei Todesopfern stehen bleiben und komplett restauriert werden. Das Feuer habe die Stabilität des 537 Meter hohen Wahrzeichens nicht beeinträchtigt, erklärte die russische Regierung am Dienstag offiziell, Einsturzgefahr bestehe nicht. Auch die meisten Sendeanlagen und das beliebte Aussichtsrestaurant in Europas höchstem Gebäude seien weniger schwer geschädigt als angenommen, meldete die Nachrichtenagentur Interfax.

Opfer des schweren Kabelbrandes wurden drei Menschen, deren LeichenRettungsmannschaften bis Dienstag aus einem abgestürzten und zertrümmerten Aufzug bargen. Zuvor waren die Behörden von vier Toten ausgegangen. Noch am Dienstagabend begannen in 147 Meter Höhe die Arbeiten zur Instandsetzung von Sendeanlagen. Die meisten Moskauer verbrachten jedoch bereits den dritten Abend ohne Fernsehen.

Entgegen früherer Angaben seien nicht alle, sondern nur etwa 25 Prozent der 180 Stahltrossen im Inneren des Turmes beschädigt, sagten der Minister für Katastrophenschutz, Sergej Schoigu, und der Chef des Staatskomitees für Bauwesen, Anwar Schamusafarow. Ihre Experten hatten den Turm am Dienstag untersucht.

Zuvor hatten einige Fachleute erklärt, wegen der mutmaßlichen Beeinträchtigungen der Statik durch den Brand sei ein Abriss unvermeidlich. Einer der verantwortlichen Bauingenieure des 1967 fertig gestellten Fernsehturms empfahl, zumindest die etwa 150 Meter lange Stahlspitze abzubauen. Die Absperrung um den Turm wurde aufgehoben. Die Staatsanwaltschaft setzte ihre Ermittlungen nach der Unglücksursache fort, meldete die Agentur Itar-Tass.

Rettungsmannschaften bargen aus dem Lift die verstümmelten Leichen eines Feuerwehrmannes, einer Fahrstuhlführerin und eines Installateurs. Weitere Tote wurden nicht in der Kabine vermutet. Mit Schweißgeräten bahnten sich die Retter den Weg durch Metalltrümmer, Aufzugseile und herabgestürzte Gegengewichte, um die Leichen zu bergen. Die Liftführerin hatte nach russischen Zeitungsberichten erst zwei Tage vor dem Brand geheiratet.

Die gesamte Verkabelung des Turms müsse erneuert werden, sagte Waleri Kalinin, Vizedirektor der Betreibergesellschaft GZRT. Der Brand im Inneren des Turms habe den außen angebrachten Sendeanlagen nur wenig Schaden zugefügt. Nach Angaben Kalinins wird der Fernsehturm Ostankino von 17 Fernsehkanälen, 11 Radiostationen und 15 Pager-Diensten zur Übertragung genutzt.

Der Brandschutz im Turm war nach Experten-Angaben grob vernachlässigt worden. Das Feuer war am Sonntagnachmittag in 450 Meter Höhe ausgebrochen und hatte sich durch die Kabelschächte nach unten gefressen. Der Feuerwehr gelang es erst am Montag, die Flammen zu löschen. Ursache des Brandes war nach vorläufigen Erkenntnissen ein Kurzschluss in einem Sendeverstärker.

In Moskau konnte infolge des Brandes auch am Dienstag nur ein kleiner privater Fernsehkanal empfangen werden. Die restlichen Sender sind ausgefallen. In anderen Teilen des Landes funktioniert der Empfang weitgehend normal, weil die Programme über Satellit übertragen werden. In Moskau wurde erwogen, Übertragungsanlagen an hohen Gebäuden wie der Universität anzubringen. Der staatliche Fernsehsender RTR wollte am Mittwochabend den Sendebetrieb eingeschränkt wieder aufnehmen, meldete Interfax.

Tschetschenische Rebellen stellten im Internet den Brand als einen in ihrem Auftrag verübten Anschlag dar. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hatte indessen mitgeteilt, es gebe keine Anzeichen für Brandstiftung. Die russischen Kommunisten warnten vor weiteren Katastrophen in technischen Anlagen in Russland, weil in den letzten zehn Jahren nicht in sie investiert worden sei.

(RPO Archiv)
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