Idil Üner Zweite Staffel mit Frau Doktor Aydin

Die Berlinerin spielt die türkisch-deutsche Ärztin in der ZDF-Serie "Sibel und Max". Bekannt wurde sie durch Istanbul-Krimis.

Mainz In der letzten Zeit sind im deutschen TV viele neue Projekte gefloppt. Der interkulturellen Familien-Serie "Sibel und Max" hat das ZDF Verlängerung gewährt. Am Samstag (19.25 Uhr) startet die neue Staffel. Die Serie erzählt das Leben einer alleinerziehenden türkisch-deutschen Ärztin und eines verwitweten deutschen Arztes, deren Kinder unverhofft selbst Nachwuchs erwarten. Die 44-jährige Berlinerin Idil Üner spielt Dr. Sibel Aydin.

Die Serie hat nicht nur den Charakter einer Familienserie, sondern auch einer Arztserie. Es werden Diagnosen gestellt und Tipps gegeben - wie viel Fachkenntnis steckt darin?

Üner Die medizinischen Fälle, die so genannten Medicals, sprechen wir mit Medizinern durch. Fantasiekrankheiten gibt es bei uns nicht. Zudem steht uns während des Drehs medizinische Fachberatung zur Verfügung. Mittlerweile sind wir selbst in die Rolle der Ärzte hineingewachsen. Was es leichter macht: Wir zeigen keine aufwendigen Operationen, sondern der Fokus liegt auf unseren Gesichtern, auf den Emotionen. In der zweiten Staffel geht es noch mehr um unser Leben und die Menschen. Natürlich wird es an der ein oder anderen Stelle etwas filmgerecht gehandhabt. Zum Beispiel braucht Cortison eigentlich Zeit, um zu wirken. Diese Zeit haben wir aber natürlich nicht. Deshalb wirkt das Cortison bei uns deutlich schneller (lacht).

Was haben Sie im medizinischen Bereich gelernt?

Üner Meine Mutter ist nach dem Dreh im vergangenen Winter sehr krank geworden. Im Krankenhaus konnte ich durch meine Kenntnisse aus der Serie sehr viel besser verstehen, wovon die Ärzte sprachen. Es gab zum Beispiel in der ersten Staffel einen Patienten mit Sarkoidose, das ist eine Hautkrankheit, bei der sich Knötchen bilden. Am Schwarzen Brett im Krankenhaus hing der Zettel einer Selbsthilfegruppe zum Thema Sarkoidose. Und ich war stolz, dass ich wusste, was das ist. Zudem kann ich mittlerweile wirklich gut Blutdruck messen oder jemanden in eine stabile Seitenlage bringen.

Wie sieht es mit Spritzen aus?

Üner Selbst das würde ich mir inzwischen zutrauen.

Wäre Ärztin als Beruf für Sie in Frage gekommen?

Üner Auf gar keinen Fall. Das ist eine so große Verantwortung! Ein Wahnsinnsjob.

War es für Sie als Deutsch-Türkin schwerer, als Schauspielerin erfolgreich zu sein?

Üner Für mich ist es gut gelaufen - warum, weiß ich nicht. Eventuell war es ein Vorteil, von anderen Dingen hat es mich aber eventuell ferngehalten. Ich sehe das nicht von dieser Warte: Mir ist wichtig, im Beruf immer besser zu werden.

Wie ist es, die Frau von Erol Sander alias Mehmet Özakan in "Mordkommission Istanbul" zu spielen?

Üner Nichts Besonderes, ganz normal. Ich mache meine Arbeit, und da spielt es keine Rolle, ob er ein Frauenschwarm ist oder nicht. Die Serie ist ein Baustein meiner Karriere und hat dazu geführt, dass ich bekannter geworden bin.

Wird es von "Sibel und Max" eine dritte Staffel geben?

Üner Erstmal die Quoten abwarten, ab nächstem Jahr fließen die Internetklickquoten ein, und die Serie wird viel in der Mediathek geschaut.

Gucken Sie selbst noch viel live im Fernsehen?

Üner Ich gehe gerne früh ins Bett und sehe nur wenig fern. Im Internet schaue ich mir gar nichts an. Ich sitze nicht gerne vor dem Rechner.

Betrifft das auch soziale Netzwerke?

Üner Da braucht man ja noch mehr Zeit! Ich gehe lieber in den Wald und mache was mit der Familie. Ich bin ein Familienmensch, das Zusammensein liebe und genieße ich sehr.

Sie haben auch schon bei einigen Projekten Regie geführt.

Üner Als Regisseurin würde ich mich nicht bezeichnen. Es wird jetzt nicht sofort das nächste Projekt geben. Nach einem intensiven Dreh ist es mir wichtig, auszuruhen und Platz zu schaffen. Ich bin darauf bedacht, dass die Regeneration nicht zu kurz kommt.

Wie entspannen Sie?

Üner Draußen sein in der Natur, im Café sitzen, Yoga. So tanke ich Kraft. Zudem bin ich Vegetarierin. Das ist für den Körper weniger belastend. Ja, ich schätze, ich bin sehr gesundheitsbewusst, auch wenn ich das Wort nicht besonders mag.

Was hat Sie dazu bewogen, Vegetarierin zu werden?

Üner Mir kommt der Gedanke, ein anderes Lebewesen zu essen, ganz komisch vor. Zudem sind tierische Fette nicht gesund.

Ernähren sich Ihre Kinder auch rein pflanzlich?

Üner Diese Entscheidung überlasse ich ihnen selbst. Aber dadurch, dass meistens ich koche, kommt bei uns natürlich viel Vegetarisches auf den Tisch - und mein Mann ist auch Vegetarier. Wenn sie uns aber drum bitten, Wurst zu kaufen, machen wir das.

LESLIE BROOK FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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